Leserbrief 2 240909

Sehr geehrter Herr Staeubert, sehr geehrter Herr Döring,

mit Entsetzen habe ich Ihren Artikel „Behörde in Blockadeplan involviert“ vom 24.09.2009 gelesen. Anstatt nach sorgfältiger journalistischer Recherche über das Anliegen des „Bündnisses 17.10.“ zu berichten, beschränken Sie sich auf haarsträubende Halbwahrheiten (wenn Sie z.B. über die „Sitzungen des NDC“ sprechen) und diskreditieren bürgerliches Engagement gegen Neonazis in dieser Stadt auf äußerst unfeine Art.
Da erhoffe ich mir von den Leser_innen Ihrer Zeitung die nötige Reflektion und Ansporn sich
anderweitig eine differenzierte Meinung einzuholen. Ich verstehe nicht ganz, weshalb es nötig ist, so detailliert mit sachlichen Fakten über die Eckpunkte der Nazidemonstration am 17.10. zu schreiben und dann in einen unsachlichen Ton über breites bürgerliches Engagement gegen Nazis in dieser Stadt zu verfallen…

Was ist denn Ihrer Meinung nach Aufgabe der Fachstelle Extremismus und Gewaltprävention der
Stadt?! Doch wohl nicht, sich neutral zu verhalten! Doch wohl nicht, mit Wohlwollen Extremisten
durch die Stadt ziehen zu lassen, an der sich sicherlich einige viel zu viele „normale“ Bürger_innen sowieso beteiligen werden?! Aufgabe dieser Fachstelle ist die Aufklärung darüber, weshalb die Demo-Devise der Neonazis „Recht auf Zukunft“ kein nett gemeinter familientauglicher Slogan ist.
Dahinter steckt vielmehr das antisemitische, rassistische, sexistische, nationalistische, NS-
verherrlichende Weltbild der Autonomen Nationalisten, einer losen Gruppe von Neonazis, die die Straßen und Köpfe Leipzigs laut und gewalttätig, und doch oft unbeachtet, für sich gewinnen wollen. Ich habe kein Verständnis dafür, diese Menschen hier und anderswo demonstrieren zu lassen. Diskriminierende Meinungen haben nichts auf der Straße zu suchen! Oder möchten Sie Feinden der Demokratie den Platz überlassen?
Es scheint mir so – in der Art, wie Sie das „Bündnis 17.10.“ diffamieren. Ein Bündnis, das aus vielen verschiedenen Vereinen, Verbänden, Parteien, kirchlichen Gruppen, Arbeitsgruppen und
Einzelpersonen besteht (und keinesfalls nur aus dem NDC, „Linksaktivisten“ und der „Behörde“-wie aus Ihrem Artikel hervorgeht). Das dazu aufruft, sich dem Naziaufmarsch mit FRIEDLICHEN Mitteln wieder zu widersetzen. Es kann in einer ach so weltoffenen Stadt wie Leipzig nichts Besseres geben!
Mit aller Unterschiedlichkeit der (politischen) Meinungen haben sich hier Menschen zu einem Ziel zusammengefunden: Platz zu nehmen und sich auf vielfältige Art und Weise gewaltfrei zu
widersetzen. Die Unterstützung dieses Bündnisses ist ein Zeichen von Zivilcourage und von gelebter Demokratie.
Rufen Sie und Ihre Zeitung mit uns auf, alle Bürger_innen dieser Stadt zu ermutigen, Gesicht zu
zeigen! Zu zeigen, dass Nazis hier keine Straße-breit einnehmen können! Weiterführende
Informationen finden Sie auf der Internetseite www.leipzignimmtplatz.blogsport.de .
Ich wäre Ihnen für die Veröffentlichung meines Leserbriefs dankbar, jedoch nur in der ungekürzten, unveränderten Fassung.

Freia S.

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