Aufruf: Zwischen Leipzig und Dresden, keinen Frieden mit Revisionisten!

In diesem Jahr soll am 11. Februar der alljährliche Aufmarsch der Nazis in Dresden, in Andenken an die Opfer der alliierten Bombenangriffe auf Dresden, stattfinden.

Anreise Leipzig-Dresden mit Zug:
11.02.2024 | 09:45 Uhr | HBF Leipzig | Gleis 21 | RE nach Dresden

Die deutsche Opfererzählung wird fortgesponnen und Geschichte relativiert. Es geht dabei um Emotionen und nicht um historische Ereignisse. Die vermeintlich unschuldige Zivilbevölkerung sei „geopfert“ worden. Dieses Opfernarrativ ist die Fundus, aus der nationalistische und revisionistische Kräfte seit jeher schöpfen und die Geschichte verbrämen. Es gelte, das geschehene „Unrecht“ wieder gerade zu rücken. Deutschland müsse sich von der Fremdherrschaft befreien, wie auch heute noch mit stärker werdender Stimme rechtsnationalistische Kräfte von Querdenkern über die AfD bis hin zu den Freien Sachsen fordern und in nichts der NSDAP, ihren geistigen Vorvätern, hinterher stehen, die nach dem verlorenen 1. Weltkrieg im Versailler Vertrag Unrecht sahen.

Nationalist*innen aller Couleur brauchen die heroischen Erzählungen, denn die emotionale Ansprache verfängt. Heroismus ist ein elementarer Bestandteil des Faschismus und weist dabei die Linie zur Erzählung vermeintlicher echter Männlichkeit auf. Es geht um Opfer und Heldenmut. Nicht ohne Grund beschwört der AfD-Spitzenkandidat zur Europawahl „starke Männlichkeit“, die rechts ist.

Wer will angesichts von 25.000 Opfern der Bombennacht in Dresden, in der Vorstellung die unschuldige Zivilbevölkerung sei getroffen worden, nicht ergriffen innehalten und Ungerechtigkeit und Entmenschlichung beklagen? Dabei war Dresden als zentraler Ort der Versorgungslinien der Front keine unschuldige Stadt. Die Idee der Flächenbombardements auf zivile Ziele zur Demoralisierung der Bevölkerung, damit diese den Widerstand einstellen, geht ebenfalls auf den NS-Staat zurück. Es war die deutsche Luftwaffe bzw. die Legion Condor, die den Vernichtungskrieg begann und anfing zivile Siedlungsgebiete in Guernica, Coventry und London zu bombardieren.

Der Krieg kehrte mithin zu denjenigen zurück, die ihn mehrheitlich wollten und begonnen hatten und trotz der massiven Zerstörung ihre Unterstützung für das NS-Regime nicht einstellten. So gesehen war der Versuch der Flächenbombardements mit dem Ziel der Demoralisierung ebenso erfolglos wie das Unterfangen des NS-Staates, England zu Aufgabe zu zwingen.

Die Perspektive der Opfer des Nationalsozialismus hat in solchen verkitschten „Opfererzählungen“ keinen Platz. Die Flammen über Dresden waren für die KZ-Gefangenen schließlich ein Feuer der Hoffnung, ein Zeichen der baldigen Befreiung.

Dabei ist daran zu erinnern, dass der Aufstieg der NSDAP in Sachsen begann und die Dynamik bereits vor der Weltwirtschaftskrise 1929 eingesetzt hatte. Es waren nicht die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise, die in den Wahlen 1928 in Sachsen zu einer Verdreifachung der Stimmen der NSDAP geführt hatten. Der bereits begonnene Stimmungswandel wurde durch die Weltwirtschaftskrise befeuert.

Bereits 1928 hatte der SPD-Reichstagsabgeordnete Quessel daher analysiert: der Umschwung weise „darauf hin, dass der Glaube an einen ruhigen Aufstieg des deutschen Volkes breiten Massen verloren gegangen und an seine Stelle die Sehnsucht nach der Gewalt als Retterin aus sozialer Not getreten“ sei. Das sind Dynamiken im poltischen Stimmungsbild, die man unabhängig der tatsächlichen Lage auch heute wieder sehen kann.

Die Bevölkerung Sachsens hatte mit großer Mehrheit die NSDAP gewählt und hielt auch bis zum Ende an ihr fest. War Dresdens Bevölkerung also unschuldig?

Vielleicht sollte man für die rechten Hetzkolonnen explizit erwähnen, dass aus der Schuld nicht zu schlussfolgern ist, das Bombardement mit seinen tödlichen Folgen sei redlich verdient. Es darf in dieses Kriegsereignis kein Lex talionis hineingedeutet werden.

Daher ist auch jetzt zu beobachten wie rechtsnationalistische Kreise die Opfererzählungen nutzen und auch die AfD versucht, solche zentralen Daten für sich zu vereinnahmen. In Dresden nicht anders als in Leipzig. Wer also die Auseinandersetzung mit dem aufziehenden Faschismus führen will, muss gerade bei solchen Daten hellwach sein und die Opfererzählungen enttarnen. Mehr noch, die historischen Parallelen zu heutigen Entwicklungen, gerade hier in Sachsen, müssen alle Antifaschist*innen, vor allem die in politischer Verantwortung, im Handeln leiten, denn das „Nie wieder!“ ist jetzt.

Wir rufen entschieden dazu auf, sich den Faschist*innen in den Weg zu stellen. Damals wie heute gilt: Deutsche Täter*innen sind keine Opfer!

Wir treffen uns um 09:45 im Hauptbahnhof am Gleis 21 und fahren um 10:00 Uhr mit dem RE gemeinsam nach Dresden. Es wird kostenlose Solitickets geben! Seid hierfür am besten rechtzeitig am Gleis.

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