Update einen Monat vor der Nazikundgebung

Neues zur möglichen Beauflagung der Nazikundgebung, Unzuverlässigkeit des bisherigen Nazi-Versammlungsanmelders, Pläne des Aktionsnetzwerkes, zur Antifaschistischen Mobilisierung und Vorfeldveranstaltungen der Nazis

Laut eigenem Bekunden prüft die Stadt Leipzig derzeit Auflagen für die Kundgebung der Nazis. Der bisherige Versammlungsleiter Maik Scheffler, mehrfach vorbestraft, musste wegen Unzuverlässigkeit ausgewechselt werden. Anstatt seiner wurde von der NPD Sachsen nun Andreas Storr, Landtagsabgeordneter aus Görlitz, ehemaliger Bundesvorsitzender der NPD-Jugendorganisation JN, benannt.

Das Aktionsnetzwerk arbeitet währenddessen weiter an Ideen um die Nazikundgebung am 20.8.11 zu verhindern. Es wurden Kundgebungen angemeldet, ein Konzert im Park gegenüber des Völkerschlachtdenkmals soll einen zentralen Anlaufpunkt mit kulturellen und inhaltlichen Beiträgen bieten, etc. Außerdem weisen wir auf eine Demonstration des antifaschistischen Bündnis 20. August hin.

Material zum Verteilen und Verkleben wird es ab der kommenden Woche geben.

Haltet euch auf dem Laufenden: auf dieser Seite, Facebook oder per Twitter!

PS: Die Nazis stimmen sich offensichtlich auf die Kundgebung in Leipzig ein:

Am Freitag, 22.7.11, ab 18:30 wird im NPD-Zentrum in der Odermannstraße die Holocaust-Leugnerin und Szene-Anwältin Sylvia Stolz sprechen.

Eine Woche vor dem 20.8.2011 veranstaltet der NPD Kreisverband Landkreis Leipzig gemeinsam mit dem “Freien Netz” Borna Geithain einen so genannten “Tag der Identität”. Im Bürgerhaus der Stadt sollen in diesem Rahmen (neo)nationalsozialistische Redner und Bands auftreten. Ein Bündnis mobilisiert unter dem Motto “Kein Raum für Nazis – nicht in Geithain und nirgendwo” dagegen!

PM, 18.7. Aufruf gegen Nazi-Kundgebung am 20.8.11 unterstützen / Kreative Aktionsideen gefragt

Für den 20.8.2011 hat die sächsische NPD eine Kundgebung auf dem Vorplatz des Völkerschlachtdenkmals angemeldet. In diesem Rahmen sollen zwischen 11 und 22 Uhr Redner sowohl von der NPD als auch aus dem Spektrum der neonationalsozialistischen „Freien Kräfte“ auftreten.

Darunter u.a. der Vorsitzende der sächsischen NPD und der NPD-Fraktion im Sächsischen Landtag, Holger Apfel, sowie Maik Scheffler, der als wichtige Schnittstelle zwischen der rechten Partei und der freien Kameradschaftszene gilt. Nicht zuletzt ist auch Sebastian Schmidtke aus Berlin als Redner angekündigt. Schmidtke ist stellvertretender Vorsitzender der NPD Berlin und wird als Bindeglied zur gewalttätigen Naziszene betrachtet. Ein von ihm unter dem Motto „Wahrheit macht frei“angemeldeter Aufmarsch in Berlin-Kreuzberg endete am 14. Mai diesen Jahres darin, dass die teilnehmenden Nazis Menschen, die gegen den Aufmarsch protestierten, und insbesondere MigrantInnen gewaltsam angriffen.

Auch musikalische Einlagen sollen am 20.8.2011 am Völkerschlachtdenkmal dargeboten werden: angekündigt sind der Nazi-Liedermacher und ehemalige NPD-Bundespräsidentenkandidat Frank Rennicke und mehrere Rechtsrockbands. Die Naziveranstaltung fungiert als erste Veranstaltung der Anfang Juli gestarteten NPD-Kampagne „Raus aus dem Euro“. Mehr als 500 Nazi-AnhängerInnen sind an diesem Tag zu erwarten.

„Wir positionieren uns klar gegen die menschenverachtende und nationalistische Ideologie der Neonazis. Die Anti-EU-Kampagne, in deren Rahmen die Kundgebung am Völkerschlachtdenkmal stattfindet, schürt Ressentiments gegen andere Staaten und verkennt damit dass die Schuldenkrise keine Angelegenheit von einzelnen Staaten ist, sondern ein weltweites, grenzüberschreitendes Problem. Die Lösung der Nazis heißt in alter Manier: zurück zur „Volksgemeinschaft“. Wir setzen dem den Anspruch grenzüberschreitender Solidarität und sozialer Gerechtigkeit entgegen.“ so Juliane Nagel, Pressesprecherin des Aktionsnetzwerkes „Leipzig nimmt Platz“.

Das Aktionsnetzwerk, das in den vergangenen Jahren erfolgreich gegen die Aufmärsche der „Nationalen Sozialisten“ in Leipzig mobilisierte, ruft dazu auf, sich den Nazis am 20.8.2011 zu widersetzen.

„Wir werden den Neonazis den Weg versperren. Wir sind überzeugt, dass Menschen auch 2011 bereit sind, den nationalistischen und antidemokratischen Aufmarsch mit gewaltfreien und entschiedenen Widersetz-Aktionen zu verhindern.“ heißt es im Aufruf, der auf der Internetseite des Aktionsnetzwerkes www.leipzig-nimmt-platz.de online unterzeichnet werden kann.

„Offensichtlich haben die Nazis die Form einer stationären Versammlung gewählt, weil sie Angst haben, dass ein Demonstrationszug durch Proteste verhindert wird, wie es in Leipzig im Oktober 2009 oder auch in Dresden im Februar 2010 und 2011 der Fall war. Das Aktionsnetzwerk zeigt sich jedoch entschlossen, auch die Kundgebung zu verunmöglichen – gewaltfrei und entschlossen. Zudem werden wir das Gebiet um das Völkerschlachtdenkmal am 20.8.2011 mit vielfältigen, kreativen und Aktionen ausfüllen. Geplant ist unter anderem ein Konzert im Park gegenüber des Völkerschlachtdenkmals.“, so Juliane Nagel.

Das Aktionsnetzwerk ruft in diesem Zusammenhang dazu auf, eigene Aktionsideen zu entwickeln. Vom Grillen im Park bis hin zu kulturellen Einlagen – wichtig ist ein vielfältiges Repertoire an Aktivitäten, mit denen den Nazis ihre Kundgebung an diesem Tag vermiest werden kann.

Die (neo)nationalsozialistische Szene in Leipzig

Eine aktualisierte Version des Textes über die Entwicklung der sich selbst als „parteifrei“ bezeichnenden (neo)nationalsozialistischen Szene in Leipzig, ihr Weg in die Funktionärsebene und ihre gescheiterten Aufmarschversuche in Leipzig wurde unter “Infos” veröffentlicht:

Die (neo)nationalsozialistische Szene in Leipzig (Update)

Außerdem zum Thema:

Leipziger Erklärung 2011: Den Nazis den Platz nehmen – am 20.8.2011 gegen die Nazikundgebung am Völkerschlachtdenkmal

Leipziger Erklärung 2011

Den Nazis den Platz nehmen – am 20.8.2011 gegen die Nazikundgebung!

Für den 20.8.2011 haben sächsische Nazis auf dem Platz vor dem Völkerschlachtdenkmal eine Kundgebung angemeldet.

Nachdem tausende Menschen in den Vorjahren die Aufmärsche der Neonazis in Leipzig verhinderten, wollen diese ihren Aufmarsch am 20.8.2011 in Form einer stationären Kundgebung durchsetzen. Sowohl Redner als auch Musiker wollen in diesem Rahmen ihre menschenverachtenden, nationalistischen und antidemokratischen Einstellungen kundtun.

Dies werden wir auch diesmal nicht tolerieren.

WIR WERDEN UNS WIDERSETZEN.

Mehrfach sind die Nazis in Leipzig mit ihren Aufmarschversuchen bereits gescheitert: zuletzt machte der entschlossene und kreative zivilgesellschaftliche und antifaschistische Protest zahlreicher LeipzigerInnen und ihrer FreundInnen den 17.10.2009 und 16.10.2010 für die Nazis zu schwarzen Tagen.

Gemeinsam gelang es uns, die Propaganda-Veranstaltungen empfindlich zu stören und zu verhindern. Mehrere Tausend Menschen folgten den vielfältigen Aufrufen zum Protest und vereitelten gemeinsam die geplanten Nazi-Demonstrationen.

Viele Beteiligte machten zum ersten Mal die Erfahrung, dass durch kollektive gewaltfreie Aktionen eine politische Intervention möglich ist.

Eine Auseinandersetzung mit Nazis und deren Strukturen bleibt jedoch auch jenseits von Aufmärschen dringend notwendig. Der Beharrlichkeit zivilgesellschaftlicher und antifaschistischer AkteurInnen ist es zu verdanken, dass auch der Forderung nach der Schließung des Nazizentrums in der Leipziger Odermannstraße durch vielfältige Aktionen immer wieder öffentlich Nachdruck verliehen wird.

Für uns steht fest: am 20.8.2011 werden wir auf die Straße gehen, um den Nazis in dieser Stadt die Freude an Aufmärschen und Kundgebungen ein weiteres mal zu nehmen.

WIR WERDEN UNS WIEDER SETZEN.

Wir werden den Neonazis den Weg versperren. Wir sind überzeugt, dass Menschen auch 2011 bereit sind, den nationalistischen und antidemokratischen Aufmarsch mit gewaltfreien und entschiedenen Widersetz-Aktionen zu verhindern.

Denn wir selbst sind verantwortlich für die Stadt und die Gesellschaft, in der wir leben.

Uns verbindet die Entschlossenheit, den erstarkenden Neonazi-Strukturen unsere Überzeugung, unseren Mut und Verstand, unsere Gemeinsamkeit und Vielfalt entgegenzusetzen.

WIR ERKLÄREN:

  1. Wir sind entschlossen, Neonaziaufmärsche in Leipzig zu verhindern.
  2. Neonazistisches Einstellungen und Ideologien der Ungleichwertigkeit haben in Leipzig keinen Platz.
  3. Wir sind solidarisch mit allen, die diese Ziele mit uns teilen.
  4. Wir wollen das in gemeinsamen und gewaltfreien Aktionen erreichen.
  5. Wir werden den Neonazis mit Widersetz-Aktionen zeigen, dass wir sie weder in Leipzig noch anderswo dulden.

Leipzig nimmt Platz, Juli 2011

Den Nazis den Platz nehmen – am 20.8. gegen die Nazi-Kundgebung in Leipzig!

Für den 20.8.2011 hat die NPD Sachsen eine Kundgebung auf dem Vorplatz des Völkerschlachtdenkmals angemeldet. Das Aktionsnetzwerk “Leipzig nimmt Platz” hat mit den Vorbereitungen der Proteste begonnen.

Am 20.8. sollen im Rahmen einer vom NPD-Landesverband Sachsen angemeldeten “Musikveranstaltung” zwischen 11 und 22 Uhr Redner sowohl von der NPD (der Fraktionsvorsitzende der NPD-Fraktion im Sächsischen Landtag Holger Apfel und der JN-Bundessvorsitzende Michael Schäfer) als auch aus dem Spektrum der „Freien Kräfte“/ Autonomen Nationalisten (Maik Müller aus Dresden) auftreten, auch Nazikader, die Schnittstellen zwischen beiden Organisationen darstellen, Tommy Naumann aus Leipzig und Sebastian Schmidtke aus Berlin, haben sich angesagt. Außerdem sind musikalische Einlagen geplant (Nazibarde Frank Rennicke und Rechtsrockbands á la Skalinger und Proissenstolz).

Die Nazikundgebung steht unter dem Motto „Völker zur Freiheit – Nein zur EU-Diktatur!“. In ihrem Aufruf konstruierten die Nazis eine deutsche Schicksals-Volksgemeinschaft, die sich auch heute – wie zu Zeiten der Völkerschlacht – gegen „ausländische Bevormundung und Fremdherrschaft“ behaupten müsse. In diesem Zusammenhang hetzen sie mit aller Kraft gegen die Europäische Union.

Ihren Kundgebungsort, den Platz vor dem Völkerschlachtdenkmal, hat die NPD aus zwei Gründen gewählt: einerseits um eine überaus dümmlich-verquere historische Linie von der Völkerschlacht 1813 (als Preußen an der Seite von Schweden, Österreich und Russland gegen Frankreich kämpften) zur Gegenwart zu ziehen, andererseits um das Scheitern des Sächsischen Versammlungsgesetzes vor dem Verfassungsgerichtshofes auszunutzen. Mit dem Sächsischen Versammlungsgesetz sollten Demonstrationen und Kundgebungen an bestimmten historischen Orten – neben der Frauenkirche auch das Völkerschlachtdenkmal – leichter verbiet- bzw. einschränkbar gemacht werden. Mitte April 2011 hatte der Sächsische Verfassungsgerichtshof das Gesetz allerdings verworfen.

Für das Aktionsnetzwerk Leipzig nimmt Platz steht fest, dass es gegen die Nazi-Veranstaltung entschlossenen Protest geben muss und wird. Nationalismus, Rassismus und Geschichtsrevisionismus dürfen auch hier keinen Platz haben. Gleichsam erhält das Aktionsnetzwerk seine Kritik am Sächsischen Versammlungsgesetz, wie es von schwarz-gelb im Landtag gegen die Stimmen der Opposition eingereicht und durchgestimmt wurde, aufrecht. Nicht repressive Gesetze sondern zivilgesellschaftliche Bewegung für eine demokratische Kultur sind und bleiben das beste Mittel gegen menschenverachtende und antidemokratische Einstellungen – auch am 20.8. in Leipzig.

Das Aktionsnetzwerk wird in Kürze mit einem Aufruf in die Öffentlichkeit gehen und macht sich an die Vorbereitungen von Protest-Aktionen, die bereits am Abend des 19.8.2011 mit einem Kultur/Polit-Event vor dem Völkerschlachtdenkmal beginnen und am 20.8. dafür sorgen sollen, dass die Nazis ihre Veranstaltung nicht durchführen können.

Wer bei den Vorbereitungen mittun will, melde sich unter .

NPD will am 20.8.2011 am Völkerschlachtdenkmal demonstrieren

Der NPD-Landesverband Sachsen hat in persona Maik Scheffler für den 20.8.2011 zwischen 11 und 22 Uhr eine Kundgebung am Völkerschlachtdenkmal angemeldet. Motto der Veranstaltung ist “Völker zur Freiheit – Nein zur EU-Diktatur!“. In der Ankündigung zur Kundgebung wird auf das Sächsische Versammlungsgesetz verwiesen, das erst im April durch eine Klage von 52 Abgeordneten der LINKEN, SPD und Grünen im Sächsischen Landtag vor dem Sächsischen Verfassungsgerichtshof gekippt wurde. Das Sächsische Versammlungsgesetz sah unter anderem ein Demonstrationsverbot am Leipziger Völkerschlachtdenkmal vor.

Das Aktionsnetzwerk Leipzig nimmt Platz wird sich in Kürze treffen, um über eine Umgang mit der Nazi-Veranstaltung zu beraten. Gegenüber der Leipziger Internetzeitung äußerte sich das Aktionsnetzwerk bereits wie folgt: “Das Aktionsnetzwerk hat das sächsische Versammlungsgesetz immer abgelehnt. Wenn ausgerechnet Neonazis dieses Thema nun ausnutzen wollen, werden wir natürlich zeigen, dass zivilgesellschaftlicher Protest wirksamer ist als repressive Gesetze.”

Aktionsnetzwerk für Absage des Konzertes mit der Neofolk-Band „Blood Axis“

Eigentlich war der Brief, den das Aktionsnetzwerk Leipzig nimmt Platz wegen des Auftrittes der Band “Blood Axis” an die Theaterfabrik Leipzig gerichtet hat, nicht für die Öffentlichkeit gedacht. Schließlich sollte es nicht darum gehen eine Location in irgend eine Ecke zu stellen ohne vorher kommuniziert zu haben. Da das Thema nun ausgiebig in der Leipziger Internetzeitung (Artikel vom 6.6. und 8.6.) diskutiert wird, sei er an dieser Stelle zur Schaffung von Transparenz dokumentiert.

Von: Aktionsnetzwerk Leipzig nimmt Platz
An: Theater-Fabrik-Sachsen GmbH

Leipzig, 6. Juni 2011

Auftritt der Band “Blood Axis” in der Theaterfabrik Leipzig am 20.8.2011

Sehr geehrte Damen und Herren,

wie ihrer Internetseite zu entnehmen ist, soll am 20.8.2011 in der Theaterfabrik ein Konzert mit der US-amerikanischen Band “Blood Axis” stattfinden. Im folgenden Schreiben stellen wir ihnen Hintergrundinformationen zu dieser Band zur Verfügung und hoffen damit dazu beitragen zu können, dass sie dieses Veranstaltungsvorhaben noch einmal kritisch überdenken.

Denn: “Blood Axis” gehört zu den maßgeblichen extrem rechten Bands des Dark Wave-Genres. Ihr Frontmann Michael Moynihan befördert in seiner Position als Publizist, Verleger und Musiker esoterische, rechte Weltanschauung und bekannte sich nicht nur einmal zu faschistischen und geschichtsrevisionistischen Ideen

Folgerichtig wird das Konzert in der Theaterfabrik am 20.8.2011 u.a. in einem der wichtigsten neonazistischen Internetforen, thiazi.net, beworben (http://forum.thiazi.net/showpost.php?p=2048985&postcount=1060). Damit wird deutlich welches Klientel am 20.8. zumindest Teile des Publikums in ihrem Haus bestimmen würde.

Wir bitten Sie die Ausrichtung des Konzertes von “Blood Axis” zu überdenken, sich die angeführten Informationen zu Herzen zu nehmen und durch unten stehende Quellenangaben zu überprüfen. Gern stehen wir oder ExpertInnen ihnen für ein Gespräch zu Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen,

Aktionsnetzwerk Leipzig nimmt Platz

Hintergrundinformationen zu „Blood Axis“ und Michael Moynihan

“Blood Axis” gehört neben „Allerseelen“ und „Von Thronstrahl“ zu den maßgeblichen extrem rechten Bands des Dark Wave-Genres.

Ihr Sänger und Begründer von “Blood Axis”, Michael Moynihan, gilt als Beförderer neuheidnischer und rechter Esoterik sowie germanischer und keltischer Mythen.

Die Grenzen zur Verherrlichung nationalsozialistischer Ideologie wurden von Moynihan in seinem Wirken als Verleger, Publizist und Musiker immer wieder überschritten.

Seine Verehrung des SS-Brigadeführers Karl Maria Wiligut (1), seine positive Bezugnahme auf die Ästhetik von Leni Riefenstahl oder die Ideen des NS-Ideologen Karl Rosenberg (2) kommen nicht von ungefähr. Rechter Dark-Wave a la „Blood Axis“ treibt den Antimodernismus mit seiner Idealisierung von Reinheit, Einfachheit und Natürlichkeit auf die Spitze und untermalt ihn mit faschistischer Ästhetik. Bei Auftritten oder Veröffentlichungen spielt(e) Michael Moynihan/ “Blood Axis” in der Vergangenheit immer wieder mit NS-Symboliken (1989 Auftritt mit Boyd Rice in Oklahoma, Einspielen von Klängen marschierender Soldaten und Auszüge aus einer Hitler-Rede im Joy Division-Klassiker “They walked in line” – bei Moynihan “We walked in line”) (3).

Berührungsängste zu Publikationsorganen der rechten Szene existieren nicht, so veröffentliche Moynihan beispielsweise in der US-amerikanischen Neonazi-Zeitschrift “Plexus” (4), in dem britischen neurechten Magazin “The Scorpion” und in der deutschen neurechten Zeitung “Junge Freiheit” (5).

Der Bandname “Blood Axis” selbst bezieht sich auf die Achsenmächte (NS-Deutschland und seine PartnerInnen im 2. Weltkrieg), als Bandsymbol wird das Krückenkreuz genutzt, das mindestens zweimal in seinen gestalterischen Details verändert wurde (1996 – entsprechend der Fahne des Austrofaschismus und 1998 entsprechend des völkisch-esoterischen Neutempler-Ordens) (6).

Sowohl „Blood Axis“ als auch andere als Dark-Wave-Bands, die sich in Wort und Ästhetik klar auf den NS oder rechten Okkultismus beziehen weisen Vorwürfe immer wieder zurück.

Der „Blood-Axis“-Frontmann Moynihan spricht in Bezug auf das Wirken seiner Band von “Freidenkertum” und bekundet die Ablehnung von totalitären Ideologien des 20. Jahrhunderts. (7) Eine explizite Abgrenzung gegen den Nationalsozialismus, der für die systematische Ermordung von JüdInnen, von Anders Denkenden, Homosexuellen, Behinderten etc. verantwortlich ist, ist Moynihan allerdings noch nicht über die Lippen gekommen. Im Gegenteil, in einem Interview mit „No Longer A Fanzine„ redete er 1994 dem Geschichtsrevisionismus das Wort und leugnete und legitimierte nationalsozialistische Vernichtungspolitik: “Einerseits denke ich, daß die Zahl 6 Millionen nur zufällig und ungenau und wahrscheinlich eine große Übertreibung ist. Ich habe revisionistische Bücher gelesen, die gut gegen den Holocaust-’Kanon’ argumentieren, und selbst die jüdischen Historiker verändern fortwährend ihre Ansprüche (sic!). Doch mein Hauptproblem bezüglich der Revisionisten ist, daß sie von der Annahme ausgehen, das Töten Millionen unschuldiger Menschen sei als solches ‘böse’. Mehr und mehr neige ich zur entgegengesetzten Schlußfolgerung. Ich geriete nicht aus der Fassung, wenn ich herausfände, daß die Nazis jede ihnen zugeschriebene Grausamkeit begangen hätten – ich zöge es vor, wenn es wahr wäre.” (8)

Teile der BesucherInnen von “Blood Axis”-Konzerten erscheinen laut AugenzeugInnen wie die “Reinkarnationen der NS-Zeit”, das Tragen von verfassungsfeindlichen Symbolen (z.B. die Wolfsangel oder der SS-Totenkopf) gehört für viele zum guten Ton. (9)

Fußnoten:

1) Moynihan ist Herausgeber des mit seinem Haupthelden nicht besonders kritisch ins Gericht gehenden Buches „The Secret King: Karl Maria Wiligut, Himmler’s Lord of the Runes„, erschienen 2001 in seinem eigenen Verlag Dominion Press

2) Christian Dornbusch: „Von Landsertrommeln und Lärmorgien. Death In June und Kollaborateure“ in „Ästhetische Mobilmachung. Dark Wave, Neofolk und Industrial im Spannungsfeld rechter Ideologien“,Unrast Verlag 2002

3) vgl. http://www.aida-archiv.de/index.php?option=com_content&task=view&id=707&Itemid=1&limitstart=1, aufgerufen am 4.6.2011

4) vgl. http://www.intro.de/magazin/buecher/23013557/lords-of-chaos-kulturkampf-black-metal, aufgerufen am 4.6.2011

5) http://www.diss-duisburg.de/Internetbibliothek/Artikel/Heidentum.htm, aufgerufen am 4.6.2011

6) A. Speit (Hrg.): “Ästhetische Mobilmachung. Dark Wave, Neofolk und Industrial im Spannungsfeld rechter Ideologien”. Unrast Verlag 2002

7) vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Blood_Axis, aufgerufen am 4.6.2011

8 ) zitiert nach Albert Schobert, Heidentum, Musik und Terror, http://www.diss-duisburg.de/Internetbibliothek/Artikel/Heidentum.htm, aufgerufen am 4.6.2011

9) vgl. http://www.turnitdown.de/483.html?&type=98, aufgerufen am 4.6.201

8. Mai – Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus

Auch zum 66. Jahrestag der Befreiung finden in Leipzig verschiedene Veranstaltungen statt. 9.00 beginnt der der Gedenkmarsch zur Erinnerung an die Todesmärsche 1945 am Mahnmal in Abtnaundorf /Theklaer Straße. Um 14 Uhr finden in Lindenau Kundgebung und Demonstration zum Jahrestag der Befreiung vom deutschen Faschismus und Krieg und gegen das Nazizentrum in Lindenau statt

Aufruf für den Gedenkmarsch

Am 8. Mai 2011 jährt sich das Ende des 2. Weltkrieges und der Tag der Befreiung von der Nazidiktatur zum 66. Mal. Noch in den letzten Kriegstagen versuchten SS und Gestapo, die von ihnen begangenen Verbrechen durch neue Verbrechen zu verwischen. Konzentrationslager, Zwangsarbeitslager und Haftlager der verschiedensten Art wurden durch sie geräumt und tausende dem Tod entronnene Häftlinge auf lange, oft ziellose Märsche, auch durch das Leipziger Land, gehetzt. Viele der Gehetzten und Geschundenen überlebten diese Qualen nicht. Sie starben vor Hunger und Durst, an völliger Entkräftung und durch die Schüsse der SS-Wachen und wurden oftmals einfach am Straßenrand liegen gelassen. Diese letzten Verbrechen der Nazis, die so kurz vor der ersehnten Freiheit noch so vielen Menschen das Leben kosteten, kennen wir heute als die Todesmärsche. Leipzig war ein Ausgangspunkt dieser Todesmärsche.

Um die Erinnerung an die vielen Opfer, deren Qualen und deren Tod aufrecht zu erhalten und um ihrer zu gedenken, beteiligt sich der Bund der Antifaschisten (BdA) e.V., Sitz Leipzig seit 2001 an dem Gedenkmarsch von Leipzig aus. Angesichts der Zunahme von Aktionen rechtsextremer Gruppierungen in der Stadt Leipzig und im Umland wollen wir das Bewusstsein in der Bevölkerung für die Geschichte wachhalten und erweitern mit dem Ziel, dass nie wieder so etwas geschehen kann. Der Gedenkmarsch in Leipzig und im Leipziger Land soll als ein Ereignis zum Gedenken wahrgenommen werden, zivilgesellschaftliches Engagement gegen Neonazis fördern, die Demokratie stärken, Mut machen, sich klar für demokratische Parteien und gegen rechte Parteien zu entscheiden und damit ein deutliches Zeichen für Demokratie, Frieden und Menschlichkeit und gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus setzen.

Vorbereitet von Gruppen „Gedenkmarsch für die Opfer der Todesmärsche 1945“ Leipzig und Wurzen, BdA mit Sitz in Leipzig und NDK – Wurzen

ABLAUF GEDENKMARSCH IN LEIPZIG

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Aufruf für die Aktion in Lindenau

Vor 66 Jahren erlebte die Menschheit am 8. Mai 1945 die endgültige Befreiung von der Nazi-Herrschaft.
Es waren vor allem die Angehörigen der Streitkräfte der Alliierten, der Sowjetunion, der USA, Großbritanniens und Frankreichs, wie auch zahlreiche Partisan/innen und Widerstandskämpfer/innen, welche den Sieg über das nationalsozialistische Deutschland möglich machten.
An diesem Tag wollen wir der Opfer des Holocaust und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft aktiv gedenken.

Aufruf zum aktiven Handeln am 8. Mai 2011
Seit 2009 entwickelt sich die Odermannstraße 8 zum Dreh- und Angelpunkt der hiesigen Naziszene. Mit dem Gedenken an den 8. Mai 1945 positionieren wir uns gegen jegliche Form von menschenverachtenden Einstellungen und fordern:
„Schließung des Nazi-Zentrums in der Odermannstraße!“

Dem verleihen wir mit Demonstration und Kundgebung Ausdruck.Die gemeinsame Losung aller Antifaschist/innen war damals und ist heute „Nie wieder!“

Lindenauer Markt
14:00 bis 17:00 Uhr
Workshops, Kultur und Musik

Demonstration
Lindenauer Markt > Zschochersche Straße > Kino Cineding, Karl-Heine-Straße > Gießerstraße > Odermannstraße > Lindenauer Markt

zum Flyer

Rückblick auf Halle am 1.5.2011

900 Neonazis demonstrieren in Halle/ Saale. Entschlossener, dynamischer antifaschistischer Protest behindert veränderte Aufzugsroute. Überforderte Polizei versucht den Weg des geringsten Widerstandes

Mehrere Hundert Nazis marschierten am 1. Mai 2011 unter dem Motto „Zukunft durch Arbeit – Fremdarbeiter stoppen!“ durch Halle/ Saale. In gewohnter Manier nutzten sie den “Tag der Arbeit” um ihre Vorstellung von “schaffender, deutscher Arbeit” gegen den “raffenden”, “globalisierten Raubtierkapitalismus” in Stellung zu bringen. Darüber hinaus machten die dem “Freie Kräfte”-Milieu zugehörigen Veranstalter und Teilnehmenden der Demonstration die mit dem 1. Mai einsetzende Arbeitnehmerfreizügigkeit für Menschen aus östlichen EU-Mitgliedsstaaten zum Thema. In ihrem Aufruf zur Demo in Halle hetzen sie gegen eine „Fremdarbeiterinvasion“, die mit der Aufhebung der Benachteiligung von grenzüberschreitend Erwerbstätigen aus Estland, Lettland, Litauen, Polen, der Tschechischen Republik, der Slowakischen Republik, Slowenien und Ungarn eintreten würde (was – mit sicherlich differenter Konnotation – auch von Unternehmerverbänden /sehen darin eine Maßnahme gegen den Fachkräftemangel/, Gewerkschaften /wollen Mindesllöhne um Lohndumping zu verhindern/ und institutionalisierter Politik /will verschiedenes/ zurückgewiesen wird).

Aus Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen,Thüringen, Brandenburg, Sachsen und natürlich Sachsen-Anhalt waren an die 900 Nazis, vor allem aus dem Spektrum der “Freien Kräfte”, nach Halle angereist. Rund 2000 Menschen gingen auf die Straße um deren Aufmarsch zu verhindern. Die scheinbar überforderte Polizei wollte den Weg des geringsten Widerstandes gehen. So ließ sie Blockaden der genehmigten Nazi-Route gewähren und trat anfangs eher zurückhaltend auf. Der Grund dafür wurde klar, als die Nazidemo recht pünktlich nach 13 Uhr losmarschierte: eine veränderte Route. Die AntifaschistInnen reagierten darauf dynamisch und versuchten mehrfach die neue Naziroute zu behindern. Dies gelang begrenzt – mehrfach wurde der Aufmarsch mit lauten Sprechchören und auch Wurfgeschoßen gestört, allerdings nicht verhindert. Kurz bevor die Nazis ihre Wegstrecke zum Bahnhof beendeten, kam es zu einer kleinen Eskalation. Der sich offensichtlich durch die mehreren Hundert protestierenden AntifaschistInnen gestört fühlende hintere Teil der Nazidemo begann gewaltvoll das dünne Polizeispalier zu durchbrechen. Die Polizei reagierte ebenso gewaltvoll – sowohl gegen Neonazis als auch die Protestierenden wurden Pfefferspray und körperliche Gewalt eingesetzt.
Das Fazit aus dem Tag: die Nazis konnten zwar eine weniger attraktive, weil nicht die Innenstadt tangierende Route laufen, als sie angemeldet hatten, nichts desto trotz konnten sie demonstrieren und erreichten beinah die befürchtete TeilnehmerInnenzahl von 1000 Personen. Die Polizei, die die neonazistische Mobilisierungskraft klar unterschätzt hatte, setzte das Demonstrationsrecht der Nazis durch. Mittels Nicht-Information über die Routenverlegung und – auch gewaltsamer – Abschirmung der Nazis behinderte sie wirksamen zivilgesellschaftlichen und antifaschistischen Protest. Die Mobilisierung von “Halle blockt” und den Antifaschistischen Gruppen Halle muss zu guter Letzt als Erfolg bewertet werden. Nachdem die Aktionen gegen vergangene Naziaufmärsche in der Saalestadt scheiterten und für Frust sorgten, konnte mensch am 1.5.11 in Halle gute Konzepte und Infostrukturen vorfinden.

(Jule Nagel, 1.5.11)

Links:

* Auswertung Halle blockt, 3.5.11
* Auswertung der Antifaschistischen Gruppen Halle,1.5.11
* Interview: Ein Resümee mit David Begrich von der Arbeitsstelle Rechtsextremismus, Miteinander e.V.
* Bilder I http://www.flickr.com/photos/rassloff/sets/72157626497301823/
* Bilder II http://www.flickr.com/photos/boeseraltermannberlin/sets/72157626501324505