Wer nicht feiert, hat verloren!

Vor 78 Jahren kapitulierte das nationalsozialistische Deutschland und die Völker Europas konnten nach Jahren von Krieg, Vernichtung und Unmenschlichkeit aufatmen. Sie wurden von den Alliierten befreit. Und diese Befreiung wollen wir feiern und an die Opfer erinnern.

Erst nach der Befreiung wurde das gesamte Ausmaß der nationalsozialistischen Grausamkeit sichtbar. Wer es wollte, sah, dass viele Deutsche aktiv mitgemacht oder den Wahnsinn geduldet hatten. Ohne die vielen Mitläufer:innen hätte das System Hitler nicht funktionieren können. Die Neigung allzu Vieler sich wegzuducken, Gefährdungen der Demokratie schönzureden oder ihrem Lauf zu überlassen ist auch heute fest im Kalkül jener, die eine Diktatur wollen. Es braucht eine wache und laute Zivilgesellschaft und eine politische Kultur, die Angriffen auf die demokratische, antifaschistische Verfasstheit trotzt. Ganz im Sinne des Schwurs von Buchenwald: „Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel!“

Die faschistische Ideologie ist auch heute nicht gebannt, auch nicht in Deutschland. Gerade das Land, von dem ein schrecklicher Vernichtungskrieg ausging, hat eine besondere Verantwortung im Kampf gegen jeden rechten Keim. Dem wird der Staat leider nicht gerecht – vor allem nicht in Sachsen, wo sich rechte Strukturen wohlfühlen: so wohl, dass es Zuzüge Rechter aus anderen Teilen der Republik gibt; so wohl, dass es seit Jahren zu wechselnden Themen rechte Aufmärsche gibt; so wohl, dass es für Menschen mit Migrationsgeschichte, queere und linke Menschen an vielen Orten in Sachsen keine Sicherheit gibt. 

Auch in Leipzig haben wir jeden Montag die Ewiggestrigen auf der Straße, es gibt Angriffe auf Antifaschist:innen, gegen Geflüchtete wird Hass geschürt und die Hetze blüht wie lange nicht. Wir sehen uns in der historischen Verpflichtung, dem immer wieder aktiv zu widersprechen, egal wann und wo Rechte ihre Ideologie der Menschenfeindlichkeit verbreiten wollen.

Der 8. Mai ist heute aktueller denn je. Es herrscht wieder Krieg mitten in Europa – ein Angriffskrieg tobt in der Ukraine. Die lange Zeit des Friedens in Europa ist seit dem 24. Februar 2022 vorbei. Es ist vollkommen verständlich, dass Menschen, auch hier, Ängste vor einer weiteren Eskalation haben und sich Frieden wünschen. Wichtig ist nur, nicht zu vergessen, dass auch die Befreiung am 8. Mai mit Waffengewalt geschah und dass die Ukrainer:innen jedes Recht haben, sich zu verteidigen. Das haben sie auch getan, als sie von Hitlerdeutschland überfallen wurden.  Sie trugen dann dazu bei, dass der Spuk Nationalsozialismus am 8. Mai 1945 mit der Kapitulation sein vorläufiges Ende fand.  Diesen Tag können wir gemeinsam mit ihnen feiern und gleichzeitig unsere Solidarität mit den Menschen zeigen, die jetzt in diesem Moment unter den ständigen Luftangriffen leiden, geliebte Menschen oder ihr zu Hause verloren haben. 

Wir wollen den 8. Mai als historischen Tag der Befreiung von Diktatur, Krieg, Vernichtung, Tyrannei und Unmenschlichkeit feiern. Dieser Tag ist zugleich ewige Mahnung und Verpflichtung Ihr gerecht zu werden, ist ein immerwährender Kampf. Der Spuk kann leider immer wieder aufleben, wie die agitatorischen Absurditäten rechter Querköpfe allerorten zeigen. Umso wichtiger ist, dass das Symbol des 8. Mai nicht korrumpiert wird.

Bleiben wir in unserem Engagement klar und fest! Daher sagen wir aus voller Überzeugung: Wer nicht feiert, hat verloren!

1. Mai in Leipzig Nazifrei?

Letztes Jahr kündigte die rechtsradikale Neue Stärke Partei für den 1. Mai 2023 einen Naziaufmarsch in Leipzig-Connewitz an. Aufgrund von Auflösungen der NSP-Strukturen wurde dieser Aufmarsch jedoch abgesagt und eine entsprechende Versammlungsanzeige zurückgezogen. Stattdessen will die NSP versuchen, in Rostock ihr Aufgebot auf die Straßen zu bekommen. Mit Verwundern mussten wir feststellen, dass daneben, abgesehen von Freien Sachsen und Co., für Mitteldeutschland kein dezidierter Neonaziaufmarsch angekündigt ist. Denn seit Jahren hat es Tradition, dass am 1. Mai vor allem der Dritte Weg beispielsweise in Plauen oder Zwickau aufmarschiert. Stattdessen werden sich die Nazi-Aktivitäten in diesem Jahr in der Region vor allem auf Aue (Erzgebirge) mit Freien Sachsen und Gera mit dem lokalen Montagsdemo-Umfeld beschränken.

Doch was geht in Leipzig?
Während auch dieses Jahr wieder sich alle linken Gruppen in der Stadt selbst zerfleischen und darüber philosophieren, ob man seine Szenedemonstration lieber am Südplatz oder Augustusplatz abhalten möchte, will die „Patriotische Stimme Deutschlands“ um den Ex-NPDler Volker Beiser durch das Zentrum-Südost marschieren. Hierfür sammeln sich die Nazis um 17:00 Uhr am Augustusplatz. Anschließend möchten sie sich wie gewöhnlich der rechtsoffenen Montagsdemonstration anschließen. Zu erwarten ist zwar nur eine Teilnehmer*innenzahl im erhöhten zweistelligen Bereich bzw. niedrigen dreistelligen Bereich, dennoch möchten wir an diesem bedeutsamen Tag den Nazis in Leipzig keinen Meter unwidersprochen überlassen. Lasst uns daher gemeinsam am 1. Mai in Leipzig den Faschos den Tag versauen und kommt hierfür um 16:30 Uhr auf dem Augustusplatz! Alerta!

Dem Montagszirkus entgegnen!

Montag für Montag watschelt eine Mischung aus Verschwörungsideolog*innen und Neonazis um die Leipziger Innenstadt und ruft etwas von „Frieden“ und „Freiheit“, während sie mit Reichsflaggen wedelt. Den Widerspruch darin scheinen sie selbst nicht zu begreifen. Diese Woche wollen wir daher mit einer unterhaltsamen Untermalung die Leipziger Öffentlichkeit an die Absurdität des Montagszirkus erinnern und uns mit Popcorn und Zuckerwatte einen spaßigen Abend machen.

🗓 Montag, 24.04.
🕠 18:30 Uhr
📍 kl. Wilhelm-Leuschner-Pl.

Falls es Stress mit der Polizei gibt, ist wie jeden Montag der Ermittlungsausschuss (EA) zu erreichen: 0341 2119313

Demotrainings im April

Demotrainings im April

Gemeinsam mit dem SAY IT LOUD e.V. bieten wir im April wieder kostenlose Demotrainings in Leipzig an. Eine Anmeldung ist nicht notwendig.

Termine:

▪️ 15.04.23 | 14 Uhr | Erich-Zeigner-Haus (Zschochersche Str. 21)
▪️ 16.04.23 | 18 Uhr | Werk2
(Kochstraße 132)
▪️ 21.04.23 | 20 Uhr | Werk2 (Kochstraße 132)
▪️ 23.04.23 | 14 Uhr | Grünes Quartier (Heinrichstraße 9)

Inhalt:

In diesem Workshop zum Thema Demotraining und Versammlungsrecht lernen Teilnehmer*innen, wie sie sich bei Demonstrationen aktiv und sicher für ihre Anliegen einsetzen können. Dabei werden rechtliche Grundlagen und Verhaltensweisen auf Versammlungen sowie gängige Konzepte vorgestellt. Anschließend werden Mittel des zivilen Ungehorsams geübt und Techniken zur Verletzungsvermeidung erlernt. Zum Schluss reflektieren wir die Erfahrungen, um die Wirkung besser zu verstehen und gezielt einsetzen zu können.

Nazis wegbassen! – Rave-Demo

Nazis wegbassen! – Rave-Demo

Auch diesen Montag wollen Verschwörungsideolog*innen, Putinversteher*innen und rechte Akteur*innen über den Innenstadtring marschieren, um ihre Propaganda zu verbreiten. Wir stellen uns ihnen entschlossen entgegen und erhalten dafür am kommenden Montag, den 10.04. Unterstützung von Melena mit Techno & Electro. Wir werden uns um 17:30 Uhr in der Herderstraße sammeln und kurz darauf mit einer Rave-Demo in Richtung Innenstadt laufen.

🗓️ Montag, 10.04.23
🕠 17:30 Uhr
📍 Herderpark

Da es auch letzten Montag wieder zu Polizeigewalt und Repression kam, ist wieder der Ermittlungsausschuss (EA) geschaltet. Diesen erreicht ihr unter der Nummer 0341 2119313.

Lasst uns gemeinsam zeigen, dass es in dieser Stadt keinen Platz für rechte Hetze gibt!

Nazis den Tag versauen!

Nazis den Tag versauen!

Jeden Montag spielen sich in Leipzigs Innenstadt die gleichen Szenen ab. Verschwörungsideolog*innen und Putin-Freund*innen laufen mit teils gewaltbereiten Rechtsradikalen um den Ring. Im Laufe der Vergangenheit gab es in Verbindung mit den rechten Montagsdemos viele Angriffe auf Antifaschist*innen.
Der linke Gegenprotest wird dabei von der Polizei hart kriminalisiert. Polizeigewalt und unverhältnismäßige Repressionen stehen auf der Tagesordnung.

Kommt daher auch diesen Montag zahlreich auf die Straße, um zu zeigen, dass Leipzig links steht und rechtes Gedankengut hier keinen Platz hat!

🗓️ Montag, 27.03.
🕡 18:30 Uhr
📍 Augustusplatz

Antifaschismus und Klimagerechtigkeit ins Jugendparlament der Stadt Leipzig!

Antifaschismus und Klimagerechtigkeit ins Jugendparlament der Stadt Leipzig!

Um die politische Arbeit des Jugendparlaments nicht konservativen Kräften zu überlassen, rufen wir alle jungen Leipziger*innen, die zwischen 14 und 21 Jahre alt sind, dazu auf, die progressiven Kandidierenden zu wählen.

Wir haben eine Liste der Kandidierenden erstellt, die sich im nächsten JuPa für eine progressive, antifaschistische und klimagerechte Politik einsetzen wollen:

• Adrian Habermann, LP 01
• Jolanda Paasche, LP 04
• Jakob Leo Zeiner, LP 05
• Mats Ole Rudolph, LP 09
• Johannes Fichtelmann, LP 11
• Paale Holger Sieber, LP 12
• Anton Unverzagt, LP 13
• Omar Alkadamani, LP 16
• Tonie Franetzki, LP 18
• Jurek Kennert, LP 19
• Tristan Küstermann, LP 22
• Miriam Elisabeth Eisele, LP 28
• Martha Brockel, LP 29
• Hannah Lilly Lehmann, LP 33
• Emily Becker, LP 38

Achtet dabei darauf, dass ihr und eure Freund*innen nicht alle die selben Personen mehrmals wählt, sondern versucht eure Stimmen zu verteilen, damit möglichst viele Menschen mit stabilen Positionen gewählt werden.

Wahlberechtigt sind alle Menschen, die zwischen 14 und 21 Jahre alt und wohnhaft in Leipzig sind. Die Wahl findet ab kommenden Montag, den 27. März bis zum 04. April statt. Die Wahlunterlagen mit den ausführlichen Informationen müssten bei allen Wahlberechtigten bereits per Post angekommen sein.

Disclaimer: Das Jugendparlament arbeitet überparteilich. Wir nominieren keine Kandidierenden.

Masken tragen ist kein Verbrechen!

Seit Wochen werden Leute angezeigt, weil sie zum Infektionsschutz Masken tragen, als Geist bei einer Antifa-Faschingsdemo verkleidet sind oder nur bei dem FFF-Klimastreik mitlaufen. Die Polizei nutzt das Vermummungsverbot, um linken Protest mit Anzeigen zu überziehen. Dabei gibt das Versammlungsgesetz dies gar nicht her. Deshalb wollen wir mit unserem Protest aufzeigen, dass man sich vermummen darf. Wie das genau ablaufen wird, teilen wir euch noch mit.

Kommt am Montag um 18:30 Uhr auf den Augustusplatz zu unserer Versammlung “Vermummung ist kein Verbrechen”!

🗓 Montag, 13.03.
🕡 18:30 Uhr
📍 Augustusplatz

Falls es Stress mit der Polizei gibt ist wie jeden Montag der Ermittlungsausschuss (EA) zu erreichen: 0341 2119313

Infos und Tipps rund um Demos:

Rund um die Demo

Aufruf:

Diesen Montag beschäftigt sich unsere Versammlung thematisch mit der Möglichkeit, sich auf Versammlungen zu verhüllen. Derzeit liegt uns noch kein Versammlungsbescheid vor. Angemeldet sind aber u.a. Schlauchschals, Sturmhauben und FFP2-Masken als Kundgebungsmittel.

Im Kooperationsgespräch wurde uns großzügigerweise angeboten, 5 Minuten pro Stunde die Vermummung anlegen zu dürfen.

Wir treffen uns um 18.30 Uhr auf dem Augustusplatz und wollen mit der Aktion gemeinsam zeigen, dass nicht jede Vermummung eine Straftat darstellt. Es gibt gute Gründe, warum Vermummungen erlaubt sind und es ärgert uns, dass die Polizei ständig junge Menschen mit Anzeigen überzieht. Wir empfehlen Polizei und Versammlungsbehörde einen Blick in den Standardkommentar zum Versammlungsgesetz:

“Eine Aufmachung, die erkennbar der Meinungsäußerung oder künstlerischen Aussage dient, fällt von vornherein nicht unter das Vermummungsverbot, weil sie den Gesamtumständen nach nicht auf eine Identitätsverschleierung gerichtet ist, etwa das Tragen von auch den Kopf verhüllenden Strahlenschutzanzügen bei einer Demonstration gegen die Atomkraft.” (Dietel/Gintzel/Kniesel, Versammlungsgesetze 17. Auflage, S.351)

Seid daher kreativ und nutzt eure Masken und Co. als Kundgebungsmittel und Fläche für Botschaften.

Foto: Dani Luiz (Flickr: https://www.flickr.com/photos/194044063@N06/)

Stellungnahme von Leipzig nimmt Platz zu „Leipzig leuchtet“

 

Am 30.01.2022 fand die von einem breiten Bündnis getragene Aktion „Leipzig leuchtet“ statt, in der das Aktionsnetzwerk eingebunden war. Wir wollen mit diesem Statement eine solidarische, aber kritische Diskussion anstoßen. Insbesondere nach der Diskussion um einen Redebeitrag des StuRa, hinter den wir uns solidarisch stellen.

Eigene Fehler.
Kritik sollte zunächst eigenes Handeln kritisch reflektieren. Als Aktionsnetzwerk ist es uns nicht gelungen, vorhandene Kritik und Vorschläge stärker in die Vorbereitung einzubringen. Wir versäumten es, die jetzt notwendigen Kritikpunkte im Vorfeld zu klären. Bei den Planungsprozessen brachten wir inhaltlich nicht genug ein. Dies wäre notwendig gewesen, da uns bekannte Gruppen aus der rechtsoffenen Verschwörungszene dazu aufgerufen hatten, die Veranstaltung zu unterwandern. Wir hätten unser Wissen im Umgang mit Versammlungen und den Umgang mit Störversuchen stärker im Vorfeld einbringen können und müssen.

Im Nachhinein den Finger zu heben, ist leicht. Notwendig wäre aber ein Handeln gewesen, das Probleme antizipiert und Fehler schon in der Vorbereitung ausschließt. Leider gelang uns das nicht in einem akzeptablen Maß.

Anspruch und Wirklichkeit.
Grundsätzlich ist es notwendig und richtig in breiten Bündnissen mit unterschiedlichen Vorstellungen gemeinsame Nenner zu suchen, um gemeinsam auch gegen menschenfeindliche Einstellungen handlungsfähig zu sein. Diese Brücken von Gewerkschaften, über Parteien bis hin zu Initiativen und emanzipatorischen Gruppen und Vereinen zu schlagen, ist mitunter mühevoll, nicht frei von Spannungen, aber zwingend notwendig.
Im Vorfeld von „Leipzig leuchtet“ ist es aus unserer Sicht nicht ausreichend deutlich geworden, dass ein breiter Brückenschlag gesucht wird und eben nicht nur das sogenannte bürgerliche Spektrum mobilisiert werden soll. Auch der Anspruch, am 90. Jahrestag der Machtübernahme der NSDAP ein Zeichen zu setzen, ist nur teilweise erfüllt worden. Dennoch gab es viele gute Redebeiträge.

Unbehagen.
So wichtig wie es ist, stellenweise gemeinsam zu agieren, so deutlich muss auch die Kritik ausfallen, wenn Personen die Aktion für sich nutzen dürfen, die sonst eher damit auffallen, antifaschistischen Gegenprotest zu kriminalisieren oder zu kritisieren – also gerade der Ministerpräsident, der mit seinem Handeln in den letzten Jahren auch zur Etablierung von rechten Einstellungen in Sachsen beigetragen hat. Positiv herauszuheben ist, dass auf der Bühne mit den Vertreterinnen des Stadtschüler:innenrates und des Student:innenrates, die junge Generation vertreten war und auch die migrantische Perspektive einbezogen wurde. In diesem Zusammenhang stehen wir auch solidarisch an der Seite des Student:innenrates der Uni Leipzig, dessen Rednerin aus unserer Sicht zu Unrecht für ihren Beitrag kritisiert wurde. Wir verstehen, dass dieser Redebeitrag für einige verstörend wirkte. Aber er spiegelt das Grundgefühl vieler junger Menschen wieder, die das Zitat der Auschwitz Überlebenden Esther Bejarano wieder, dass wer gegen Nazis kämpft sich auf den Staat nicht verlassen kann, mit eigenen Erfahrungen teilen. Für viele junge Menschen, die Montags auch gegen rechte Raumnahmen demonstrieren ist übergriffiges Verhalten von Polizeibeamten Realität, verbunden mit dem Gefühl im Ernstfall nicht geschützt zu werden.

Das auszuklammern, was ist, und sich gegebenenfalls zu distanzieren, nur weil man die Wahrnehmung nicht teilt, verprellt auch diese Menschen, die sich für Menschenrechte und Demokratie engagieren.

Wir verstehen auch die notwendige radikal emanzipatorische Kritik, dass man nicht Seite an Seite mit Menschen stehen will, die mit ihren einseitigen Gesprächsangeboten an Verschwörungsfreund:innen und rechte Demagog:innen immer wieder menschenfeindliche Aufwallungen in Sachsen letztlich legitimiert haben.

Kritik.
Der notwendige Bruch muss kommen, wenn rechte Gruppen, wie geschehen, zur Teilnahme aufrufen und versuchen, die Demonstration zu kapern. Mit Menschen, die montäglich mit Reichsfahnen über den Ring laufen, antisemitische Erzählungen verbreiten und meinen, dass wir in einer Diktatur seien und sie deswegen die eigentlichen „Antifaschisten“ wären, weil dieser Staat bereits „faschistisch“ sei, kann und darf es keinen Frieden geben. Allein schon deshalb nicht, weil damit auch die Shoah verharmlost wird. Die Toleranz darf nicht der Intoleranz weichen.

Notwendig wäre es daher gewesen, die Versuche von rechten Gruppen, am Geschehen teilzunehmen, konsequenter zu unterbinden und Ordner darauf hinzuweisen. Dass rechte Streamer ungestört vor der Bühne filmen und Verschwörungsfans ohne Widerspruch teilnehmen konnten, muss daher denjenigen, die montags – allein gelassen von breiten Teilen der Zivilgesellschaft – den Protest organisieren, wie ein Schlag ins Gesicht vorkommen.
Rechte Gruppen und Personen konnten glücklicherweise keine wirkmächtigen Bilder produzieren. Dies darf uns aber nicht ausreichen.

Es ist leicht als Angehöriger der weißen Mehrheitsgesellschaft darüber hinweg zu sehen, dass rechte Personen teilgenommen haben und zu begrüßen, dass es keine Störungen gab. Für Menschen, die nicht Teil dieser Mehrheitsgesellschaft sind, weil sie rassifiziert werden, war es ein Problem. Dabei wäre diese Perspektive zwingend erforderlich. Auch wir sind hier immer noch lernende und umso wichtiger ist es daher marginalisierten Gruppen mehr Raum zu geben und ernst zu nehmen, was sie sagen. Teil 2/2

Aktionsnetzwerk „Leipzig nimmt Platz“
www.platznehmen.de

Antifaschistischer Neujahrsempfang

🗓 Montag, 06.02.23
🕡 ab 18:30 Uhr
📍 Augustusplatz

Seit nunmehr 2 Jahren erheben sich Montags in Leipzig rechte und rechtsoffene Demonstrationen, die die Deutungshoheit auf der Straße beanspruchen. Ursprünglich durchgeführt vom langjährigen NPD Mitglied Volker Beiser wurde versucht, dass durch die Coronademonstrationen zu Tage getretene Potential zu nutzen.

Die mutmasslich durch Beiser bespielte Telegramgruppe ist im Spektrum der rechten Coronademonstrationen auch die regional größte mit über 6 T Followern. Primär dominiert die Erzählung, dass Deutschland kein souveräner Staat sei sondern immer noch besetzt wäre. Man sehnt sich nach der Verfassung von 1871, die monarchistisch geprägt war und keine Grundrechte kannte.

Klassische narrative der Reichsbürger und Neonazisprech werden verbreitet. Entsprechend folgen der Gruppe um Beiser auf der Straße vor allen Dingen Rechtsextreme und Reichsbürger, jeweils zu erkennen an den Schwarz- Weiß Roten Fahnen.

Auch klassische Neonaziklientel wie der mehrfach wegen Körperverletzung verurteilte Enrico Böhm, finden dort Zuspruch.

Spätestens seit dem Frühjahr 2022 wurde das dominierende Thema der Ukrainekrieg. Die Gruppe um Beiser vertritt dabei die Linie der rechtsextremen Kleinstpartei Freie Sachsen, um den wegen Volksverhetzung verurteilten Chemnitzer Martin Kohlmann und dem ebenfalls langjährigen NPD Mitglied Stefan Hartung aus dem Erzgebirge. Russland gilt als Gegenbild des liberalen Westens und Putin als starker Mann und Erlöser.

Nach Streitigkeiten innerhalb der Gruppe brach die ursprüngliche sogenannte Bewegung Leipzig auseinander. Während Beiser sich mit der „Patriotischen Stimme Deutschlands/ Sachsen“ ein neues Spielfeld suchte, übernahm Annette Hoffmann und der ehemalige NVA Offizier Bernd Ringel, der auch als Anmelder bei den Corona Demos 2020 und 2021 bereits auftauchte das Zepter. Man wollte sich ein wenig von allzu rechtsextremen Tendenzen absetzen, um durch ein zu radikales Auftreten, nicht Teile des Bürgertums zu verlieren, dass man erreichen wollte.

Leitmotiv bei Annette Hoffmann ist das Thema Krieg, mit der Meinung, dass die Nato Schuld sei, Klimahysterie herrsche und Deutschland ein Vasallenstaat der USA sei. Hier fühlt sich die sogenannte Freie Linke wohl, eine Gruppe im Dunstfeld von Mike Nagler und Alexander Kalex, die ebenfalls eine klar russische Linie vertreten und Russland gegen jede Kritik in Schutz nehmen.

Während Hoffmann thematisch zuletzt ausschließlich auf den Ukrainekrieg fokussierte und versuchte auch Fahnen der Freien Sachsen und Reichsfahnen zu unterbinden, kam es zum Bruch mit der Gruppe um Bernd Ringel, die nunmehr als dritter Akteur auftreten.

In der Folge traten zuletzt 3 rechte und rechtsoffene Demonstrationen auf. Die vermeintlichen Friedensfreunde um Hoffmann, die Gruppe um Bernd Ringel und Beiser und Gefolge.

Für diejenigen den Beiser zu radikal ist und Hoffmann zu monothamtisch und weich bietet sich nunmehr Ringel, der sich selbst als linksgrüner Patriot sieht. In der Demo wehen Fahnen der Freien Linken, neben Fahnen der Freien Sachsen und Reichsfahnen einträchtig nebeneinander. Thematisch bleibt man bei der Erzählung, dass Corona ein Schwindel gewesen sei, der Krieg Deutschland schade und der Erzählung des tiefen Staates, verbunden mit dem Great Reset.

Einmal alles bitte. Antisemitische Verschwörungsfans, treffen auf esoterische Coronaleugner und Reichsbürger, die zusammen mit der 5. Kolonne Putins durch Leipzig laufen.

Im Zuge dieser unübersichtlichen Melange fühlen sich auch neonazistisch orientierte Hooligans wohl und versuchen seit einiger Zeit die Situation in ihrem Sinne zu nutzen, während die AfD treu ihre Unterstützung für die Montagsgänger bekundet und selbst mit AfD Stadtrat Marius Beyer auf der rechtsextremen Compactdemo stolz das Banner zusammen mit verurteilten Neonazis hochhält.

Seit einiger Zeit taucht regelmäßig der oben genannte Enrico Böhm bei den Demos auf. Öfter wurde auch Kai Mose gesehen, der wiederum mit als einer der Drahtzieher hinter dem Überfall auf Connewitz 2016 gilt.

Ausgehend aus dieser Gruppe kommt es seit einiger Zeit immer wieder zu versuchen den Gegenprotest anzugreifen.

Am 26.09. etwa griff eine Gruppe von ca. 10 Personen, die vorher auf der Demonstration waren, Gegendemonstranten gezielt an.

Noch nie konnten allerdings diese rechten und rechtsoffene Demonstrationen ungestört laufen. Jeden Montag werden sie gestoppt und zeitweise blockiert, durch den Gegenprotest, der immer wieder auf die Entwicklungen hinweist.

Mehrfach gelang es zudem durch zahlenmäßig deutlich überlegene Blockaden die rechten Demos zur Umkehr und Auflösung zu zwingen.

Die Polizei ist dabei Montags mit bis zu 400 Beamten im Einsatz und nicht selten entsteht der Eindruck einer einseitigen Parteinahme für die rechten Demos.

Für uns Grund genug, den Jahresanfang zu nutzen und die letzten Jahre des Protests zu feiern und immer wieder auch auf das Geschehen auf der Straße hinzuweisen.

Wir wollen und werden nicht zulassen, dass montäglich eine krude Mischung an Ressentiments und Putinpropaganda über Leipzigs Straßen trottet und dabei gewalttätige Neonazis versuchen Menschen anzugreifen.

Wir sind die Mauer, die sich diesem Treiben entschlossen entgegenstellt.

Kommt zu unserem Neujahrsempfang am

Und lasst uns auf den Protest anstoßen und mit neuer Energie den Widerstand gegen die rechten Aufmärsche organisieren.