Brände verhindern, bevor sie entstehen!

Deutschland im Herbst 2023: einmal mehr sind es Geflüchtete, an denen sich Politik abarbeitet. Menschen, die aus Not und Elend und nicht selten aus Angst um ihr Leben fliehen und zu Sündenböcken deklariert werden. Eine Kaskade der Entmenschlichung und Verachtung, an dessen Ende nur eine Partei profitiert, und zwar diejenige, deren Programm das Treten nach unten ist. Sie spaltet und hetzt und steht am Ende für die hässliche Alternative zu Grund- und Menschenrechten. Eine Partei, von der auch nur die Reichen profitieren.

Es wird unablässig Stimmung gemacht und substanzieller Zwist geschürt. Vor den letzten beiden Landtagswahlen, in denen Deutschland scheinbar aufwachte und erkannte, dass Faschismus und Rassismus kein originär ostdeutsches Problem sind, wurde über Migration geredet, und zwar unisono durch alle Parteien und alle Medien. Sie diskutierten an den wirklichen Problemlagen vorbei, als ginge es nicht um bezahlbaren Wohnraum in den Städten, nicht um den gravierenden Lehrer*innenmangel und den Mangel an politischer Bildung, der sich in den Wahlergebnissen der Faschisten widerspiegelt. Es wurde diskutiert, als seien Menschen, die fliehen, das eigentliche Problem. Man will auch nicht begreifen, dass die Übernahme von Themen und Sprache, das Schüren von Vorurteilen gegen Minderheiten, am Ende nicht die Faschist*innen kleiner macht, sondern sie normalisiert.

Ablenkungsdebatten und Angst bestimmen das Bild. Zynische, menschenverachtende Kampagnen dominieren. Dass die „Ausländer“, wie in den 90er Jahren, „uns“ die Arbeitsplätze wegnehmen, glaubt keiner mehr. Nun sind es also die Ärzt*innen, die sie vorgeblich für sich beanspruchen. Kein Vorwurf ist absurd genug, als dass er nicht in der Debatte zur Stimmungsmache dienen würde. Eine Stimmung, in deren Wirkung schließlich wieder Häuser brennen und kein Tag ohne Angriffe vergeht.
Eine schweigende Mehrheit nimmt das zur Kenntnis, als seien nicht die Angriffe das Problem, sondern die Menschen, welche fliehen. Dass Flucht triftige Gründe hat, wird kaum noch erörtert. Die Politiker*innen aller Couleur, auch der Regierungsparteien, spielen auf der Klaviatur der Angst und betreiben soziale Abwertung. Auch dieser Entwicklung widersprechen wir entschieden und fordern politisch Verantwortliche auf, zu den von ihnen vorgeblich vertretenen humanistischen Werten zurückzukehren. Wohin das Inkaufnehmen von Hass und Hetze führt, hat Deutschland schon einmal bitter erlebt. Die Geschichte mahnt uns!

Nicht erst jetzt ist es an der Zeit, soziale- und Freiheitsrechte, ja die Menschenrechte zu verteidigen und denen, die ihren rechten Arm erheben und gegen Schwächere hetzen, in den Arm zu fallen und dem aufsteigenden Faschismus entschlossen entgegenzutreten. Wenn die AfD nach Paunsdorf ruft, geht es nicht um Lösungen, es geht um Angstmache, um Hass und Hetze. Es wird Zeit, dass wir über alle Spektren hinweg, mobilisieren, um den Faschismus aufzuhalten, bevor aus dem Lodern der Flamme, ein Flächenbrand wird, der wie einst im Weltenbrand endete.
In der Paunsdorfer Hohentichelnstraße soll eine Notunterkunft für Geflüchtete entstehen, für Menschen, die hier vor Krieg und Verfolgung Schutz suchen. Wir stehen der Form der Unterbringung kritisch gegenüber, Zelte oder Leichtbauhallen haben wenig mit menschenwürdiger Aufnahme zu tun. Während börsennotierte Immobilienunternehmen in der Stadt Profite mit dem Gemeingut Wohnen machen und andere Eigentümer Geld daran verdienen, Wohnraum leer stehen zu lassen, muss die Stadt Leipzig zu solchen Notlösungen greifen. Bereiten wir den ankommenden Menschen ein solidarisches Willkommen und stehen wir ihnen bei. Lassen wir uns von der Hetze der Faschisten nicht entzweien!

Kommt am 22. Oktober, 13.30 Uhr, nach Leipzig-Paunsdorf, um dem Hass und der Hetze von AfD und Co. deutlich zu widersprechen!

Versammlungsverhinderungsgesetz stoppen!

Das sächsische Innenministerium hat den Entwurf für ein neues, angeblich moderneres, Versammlungsgesetz vorgelegt. Dieses kritisieren wir scharf und fordern, umfassende Änderungen vorzunehmen oder gänzlich davon abzusehen, das Gesetz zu ändern. Den aktuellen Entwurf scheinen die Urheber*innen mehr als Ordnungsschrift zu verstehen, die das Hauptaugenmerk auf die Regulierung von Versammlungen legt, statt diese zu ermöglichen und die Grundrechte zu stärken. Aus Sicht eines Netzwerkes, welches seit vielen Jahren mittlerweile tausende Versammlungen angemeldet und durchgeführt hat, wollen wir an dieser Stelle eine Reihe der Punkte dokumentieren, die besonders kritisch sind.

Der § 5 Absatz 4 des Entwurfs öffnet Tür und Tor zur Verhinderung von Spontanversammlungen und stellt somit eine Gefahr dar. Die Behörde kann nicht als geeigneter Garant für Neutralität in Bezug auf Versammlungen angesehen werden, und der Staat muss sich von Eingriffen in die innere Versammlungsfreiheit fernhalten. Andernfalls wird noch das letzte "Stück ursprünglicher, ungebändigter, unmittelbarer Demokratie" und die damit verbundene Möglichkeit des Bürgers zur Einflussnahme auf die politische Willensbildung (BVerfGE 69, 315/346 f.104, 92/104) verunmöglicht.

Der Paragraph acht könnte genutzt werden, um Gegendemonstrationen einzuschränken. Besonders problematisch ist der Passus zur Erklärung, was grobe Störungen sein sollen. Wir sehen die Gefahr, dass Sitzversammlungen mit dem Gesetz immer sofort zu Ordnungswidrigkeiten erklärt werden, ohne eine strenge Abwägung, ob es sich um eine Versammlung handelt und diese nicht vielleicht doch das legitime Anliegen und auch die Berechtigung hat, an dem gewünschten Platz stattzufinden und dafür die vorher dort beschiedene neu beauflagt wird.

Die Übersichtsaufnahmen der Polizei sollen zwar nach § 11 unverzüglich bei der Versammlungsleitung angezeigt werden. Damit wird aus unserer Sicht eine bislang rechtswidrige Praxis nun legalisiert. Die Verwendung der Videoaufnahmen für polizeiliche Aus- und Fortbildungen sieht zudem eine weitere Datenspeicherung vor. Beides ist aus unserer Sicht geeignet, um Teilnehmende abzuschrecken, an Versammlungen teilzunehmen, die aus Sicht des Staates kritische Themen aufgreifen.

Der § 13 des Gesetzentwurfs präsentiert sich als ein höchst problematischer und flexibler Paragraph, der Eingriffe in die Versammlungsfreiheit durch Polizeirecht erlaubt. Dies steht im klaren Widerspruch zum Ziel des Versammlungsgesetzes, welches eben diese Freiheit schützen und vor übermäßigen polizeilichen Eingriffen bewahren sollte. Mit der aktuellen Formulierung wird die Integrität und Unverletzlichkeit des Versammlungsgesetzes gegenüber polizeilichen Maßnahmen (Polizeifestigkeit) aufgeweicht, was eine ernsthafte Untergrabung der Versammlungsfreiheit zur Folge haben könnte.

In § 15 wird die Erlaubnisfreiheit geregelt. Das betrifft auch die Infrastruktur von Versammlungen. Schon jetzt müssen wir regelmäßig lange Diskussionen mit der Behörde zum Thema, was „versammlungsimmanent“ ist, führen. Auch die neue Gesetzesfassung klärt dies nicht. Ein weiterer Streitpunkt ist die stetig aufkommende Frage, was genau Meinungskundgabe sein kann. Auch Musik ohne Text kann notwendiges Mittel sein, wenn die Meinungskundgabe durch Bewegung/Tanz erfolgen soll. Dies steht leider in der Begründung anders. Generell fehlt die Betonung der Gestaltungsfreiheit.

Der § 16 des aktuellen Entwurfs erweckt erhebliche Bedenken, da er fundamentale Prinzipien wie die Unschuldsvermutung und informationelle Selbstbestimmung verletzt. Die vage und weitreichende Formulierung könnte besonders bei politischen Machtwechseln missbraucht werden, um unerwünschte Versammlungen und Kritik zu unterdrücken. Der Paragraph würde die zivilgesellschaftliche Resilienz massiv vermindern.

Es erscheint auch fraglich, ob der Paragraph in seiner derzeitigen Form überhaupt praktikabel ist. Oftmals steht vor Versammlungen nicht fest, wer als Ordnungsperson tätig sein wird; diese Personen finden sich meist spontan. Eine Überprüfung vor Ort würde den Beginn der Versammlungen unnötig verzögern.

Wir warnen vor der Verabschiedung dieses Paragraphen in der vorliegenden Form, da er das Potenzial hat, die Versammlungsfreiheit erheblich einzuschränken, ohne dass ein nachvollziehbarer Nutzen ersichtlich ist. Die Regierung muss konkrete Probleme aufzeigen, die mit einer solch gravierenden Maßnahme adressiert werden sollen, und sich an ihre eigenen Vorgaben halten. Hierbei ist insbesondere der Grundsatz der Angemessenheit zu beachten, wie er im Gesetz selbst festgehalten ist: „Eine Maßnahme [...] muss angemessen sein. Sie darf nicht zu einem Nachteil führen, der zu dem angestrebten Erfolg erkennbar außer Verhältnis steht. Der Absatz 2 Nummer 2 des Paragraphen ist auch mit Blick auf die Unschuldsvermutung mehr als schwierig.

In dem § 29 gibt es auf einmal eine „geregelte Doppelzuständigkeit“ von Kreispolizeibehörde und Polizeivollzugsdienst, wobei man von einer Einteilung der Versammlung nach Phasen ausgeht. Dies funktioniert in der Praxis nicht und wird zu Verantwortungsdiffusion führen. Außerdem ist dem Bürger / der Bürgerin gar nicht mehr klar, an wen sie sich wenden sollen. Wir sprechen uns für eine Klarheit der Zuständigkeit der Versammlungsbehörde aus. Die Kombination aus sofortiger Vollziehbarkeit nach § 28 und der Tatbestandsvoraussetzung „vollziehbares Verbot“ in §§ 24, 25 führt schnell zu einer Strafbarkeit, auch wenn die Anordnungen später für rechtswidrig erklärt werden.

Nun noch ein paar Sachen, die aus unserer Sicht zwingend geändert werden müssen. Die Legitimationspflicht für Zivilbeamt*innen muss geregelt werden und in ein progressives Gesetz gehört der Schutz von Demosanitäter*innen. Außerdem gehört da Vermummungsverbot ersatzlos gestrichen, gerade mit Blick auf den Schutz bedrohter Teilnehmender oder der Gesundheit.

Es sollte eine klare und unmissverständliche Regelung getroffen werden, die Versammlungsbehörden dazu verpflichtet, Bescheide rechtzeitig und unverzüglich zu erlassen, um den Veranstaltern ausreichend Planungssicherheit zu gewährleisten. Gegebenenfalls sollte eine Frist, z. B. 48 Stunden vor Beginn der Versammlung, eingeführt werden, in der der Bescheid im Normalfall den Veranstaltern zugegangen sein sollte. Der Eilrechtsschutz muss unbedingt sichergestellt werden, und die Behörde sollte verpflichtet werden, Gründe für etwaige Verzögerungen unverzüglich mitzuteilen und zu begründen. Die Möglichkeit einer Überprüfung durch übergeordnete Stellen, wie die Landesdirektion, sollte gegeben sein, um die Rechtmäßigkeit und Korrektheit des Verfahrens sicherzustellen.

Um rechtskonformes und bürgernahes Handeln von Behörden und Polizei zu fördern, könnten klare Anreize und Sanktionen etabliert werden. Eine Entschädigungsregelung für Betroffene und Strafandrohung bei Verstößen wären sinnvolle Maßnahmen, um das Vertrauen der Bürger in die Institutionen zu stärken und Missbrauch vorzubeugen.

Es ist wichtig, dass im finalen Gesetzestext ausdrücklich festgehalten wird, dass die im Antrag angegebenen Zeiten lediglich als Richtwerte zu verstehen sind. Eine entsprechende Formulierung im Gesetz würde eine flexible Handhabung dieser Zeiten ermöglichen und wäre unabdingbar, um spontane und dynamische Versammlungen zu ermöglichen und das Versammlungsrecht in seiner praktischen Umsetzung zu gewährleisten.

Wir haben unsere Kritik an das Sächsische Innenministerium gesendet und werden verfolgen, ob das Gesetz bis zur Einbringung ins parlamentarische Verfahren noch Änderungen erfährt. Alle dürfen sich sicher sein, dass wir uns weiter einmischen werden, wenn nötig auch öffentlichkeitswirksam auf der Straße.

RAVE AGAINST REPRESSION – 09.09.2023

Wie angekündigt veranstalten wir gemeinsam mit dem Say it loud e.V. in einigen Tagen einen Rave gegen Repression. Wir wollen Spenden sammeln für die Betroffenen der Repression vom 1. Mai und 3. Juni diesen Jahres! Für uns ist klar: in Sachsen sind rechtsstaatliche Prinzipien in Gefahr.

Während rechtsradikale Bewegungen viel Freiraum erhalten, wird die Rechtsstaatlichkeit ignoriert, wenn es gegen vermeintlich Linke geht. Das ist nicht hinnehmbar.

Der Repression der Sicherheitsbehörden setzen wir unsere entschlossene Solidarität entgegen!

Hard facts:

📆 09.09.2023
📍 Richard-Wagner-Hain

🕒 ab 15:00 Uhr

Neben guter Musik und verschiedenen inhaltlichen Redebeiträgen wird es vor Ort verschiedene Stände geben mit Essen sowie Getränken und einigen weiteren Überraschungen. Seid gespannt! Wir freuen uns auf einen wunderbaren Tag gemeinsam mit euch. Kommt zahlreich, zeigt euch solidarisch mit den Betroffenen und bringt eure Freund*innen mit! Let’s rave!⚡️😎

💥 Hier unser Line-up 💥

@_xkat_
Act // Dark/Synth/Pop/Wave
@nat.asha_6666
Act // L.E. synth&drum
@teemo.1337
DJ & VJ @ LPZG.CALLIN
@dari_and_the_beast

DJ residents @lpzg.callin

Solidarisch gegen den AfD-Bundesparteitag in Magdeburg! – Anreise aus Leipzig

Am Samstag, den 29. Juli 2023, ruft das Aktionsnetzwerk zur gemeinsamen
Anreise aus Leipzig zum Protest gegen den AfD-Bundesparteitag in
Magdeburg auf.

Der Treffpunkt ist 9:50 Uhr am Gleis 10 auf dem Hauptbahnhof Leipzig.
Die Abfahrt des Zuges ist 10:04 Uhr. Es wird dank Spenden eine begrenzte
Anzahl an Soli-Tickets geben.

In Magdeburg startet 12:00 Uhr eine Demonstration unter dem Motto „Nazis wegbassen 2.0“ direkt am Hauptbahnhof. Diese führt durch die Innenstadt und mündet in eine zentrale Protestkundgebung mit Open-Air-Konzert.

Zur gemeinsamen Anreise erklärt Irena Rudolph-Kokot für das
Aktionsnetzwerk: „Für uns ist es wichtig, in Zeiten, da die Partei des
Hasses und der Hetze, vor allem im Osten der Republik, viel zu hohe
Umfragewerte erzielt, sich dieser Entwicklung klar entgegenzustellen und
neben der klaren Haltung auch den Widerspruch auf die Straße zu tragen.
Dafür schließen wir uns dem Aufruf vom Bündnis solidarisches Magdeburg
an und rufen auf, mit uns zu den Protesten zu fahren.“

Marco Böhme, MdL Die Linke Sachsen, ergänzt: „Wir werden dem
blau-braunen Hass eine bunte und solidarische Demonstration
entgegensetzen. Denn die AfD stellt sich tagtäglich gegen die
Schwächsten in unserer Gesellschaft, sie steht für Ausgrenzung und
Sozialabbau. Das lassen wir nicht unkommentiert und streiten für
Vielfalt und Solidarität in unsere Gesellschaft.“

Mats Rudolph von den Jusos Leipzig führt weiter aus: „Gerade jetzt, wenn
auch die Brandmauer der CDU gegen rechts bröckelt, müssen alle
anständigen Demokrat*innen gemeinsam gegen den Rechtsruck ankämpfen.
Dazu gehört es auch, die eigenen Positionen und Forderungen auf die
Straße zu tragen.“

Abschließend erklärt Katrin Saborowski von den „Eltern gegen
Polizeigewalt“: „Wir wollen für unsere Kinder eine Welt frei von
Rassismus, Chauvinismus, Hass und Hetze. Deswegen müssen wir uns
gemeinsam der Partei, die genau das verkörpert, entgegenstellen. Wir
stehen für Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und Solidarität. Fahrt mit
uns am 29.Juli nach Magdeburg!“

Stonewall was a Riot!

Stonewall was a Riot!
 Aufruf zum antikapitalistischen und antifaschistischen Block auf dem CSD
 
Stonewall – dieser Name steht für den mutigen Widerstand von queeren Menschen gegen polizeiliche Willkür und gesellschaftliche Unterdrückung. Vor mehr als 50 Jahren haben sich in der New Yorker Christopher Street mutige queere Aktivistinnen und Aktivisten zur Wehr gesetzt. Sie haben sich nicht länger mit Diskriminierung und Ungerechtigkeit abgefunden. Sie standen laut und kämpferisch für ihre Rechte und ihre Würde ein. Stonewall war ein Aufstand, ein Riot, der den Grundstein für den heutigen Kampf aller queeren Menschen um Gleichberechtigung gelegt hat.
 
Was dieses Ereignis für die Queere Szene bedeutet, scheint, schaut man sich die meisten CSD’s heutzutage an, komplett in Vergessenheit geraten zu sein. Diese Tatsache sollte uns einmal mehr anspornen und damit auch die Notwendigkeit unserer Kämpfe heute bestärken. In vielen Teilen der Welt können queere Menschen sich nicht entfalten, müssen gar um ihr Leben fürchten. Es scheint sogar eher einen Rückschritt zu geben, schauen wir uns die Entwicklungen in den USA selbst an.
 
Deswegen müssen wir auch heute weiterkämpfen. Wir müssen uns gegen rechte Strömungen, die wieder verstärkt versuchen, unsere Errungenschaften und Sichtbarkeit zu untergraben, zur Wehr setzen. Unser Kampf ist eng mit dem gegen Kapitalismus und Ausbeutung verbunden. Solange wir in einer Gesellschaft leben, in der Profit über Menschenrechte gestellt wird, werden wir immer wieder mit Ungerechtigkeit und Diskriminierung konfrontiert sein.
Wir wollen die Forderungen des Antikapitalismus mit konsequentem Antifaschismus und dem Streben nach queerer Gerechtigkeit verbinden. Wo der Kapitalismus herrscht, werden immer und überall Menschen diskriminiert und unterdrückt. Wer den Kapitalismus bekämpfen will, muss auch die zu seiner Wesensverschleierung inszenierten Kulturkontroversen auflösen.
 
Wir rufen euch alle auf, euch uns anzuschließen und aktiv zu werden. Bringt eure Freund*innen, Familien und Partner*innen mit und lasst uns ein starkes Signal für eine Welt ohne Faschismus, Kapitalismus und Unterdrückung senden! Gemeinsam können wir für eine Gesellschaft eintreten, in der jede*r frei und selbstbestimmt leben kann. Zeigen wir gemeinsam, dass Stonewall nicht vergessen ist und der Kampf für eine gerechte und solidarische Gesellschaft weitergeht! Lasst uns den CSD in Leipzig zu einem kämpferischen Ereignis machen!
 
Stonewall was a RIOT!

Lasst es Briefe regnen – Schreibt dem Oberbürgermeister

Lasst es Briefe regnen!

Wie ihr wisst, haben die Behörden am 03.06.2023 in Leipzig erst unsere Versammlung verunmöglicht und dann rechtswidrig gekesselt. Erst wurde uns unsere Versammlungsfreiheit geraubt, dann 1000 Menschen fast 12 Stunden unter menschenunwürdigen Bedingungen festgehalten. 

Als wäre das nicht genug, wurde danach so getan, als wäre das alles ein völlig normaler Vorgang. Unser Oberbürgermeister Burkhard Jung hat sich dabei nicht auf die Seite der Demonstrant*innen gestellt, sondern die Vorgehensweise der Polizei verteidigt. 

Wie das Beispiel des Hamburg Kessels aus den 80er Jahren zeigt, kann der Einsatz von Stimmen dazu führen, dass die Verantwortlichen ihre Position überdenken. In Hamburg hat der damalige Bürgermeister seine Meinung geändert, nachdem er Dutzende von Briefen von Betroffenen erhalten hatte.

Call to Action:

Jeder von uns, ob direkt betroffen oder einfach empört über das, was passiert ist, sollte einen Brief an den Oberbürgermeister schreiben.

Wir appellieren an euch alle: Nehmt euch ein paar Minuten Zeit, um eure Gedanken und Gefühle zu Papier zu bringen. Erklärt, warum ihr glaubt, dass der Polizeieinsatz überzogen war. Teilt eure persönlichen Geschichten. Lasst den Oberbürgermeister wissen, dass diese Situation nicht akzeptabel ist und dass wir eine Änderung erwarten. [Achtung!] Passt beim Teilen von Erfahrungsberichten bitte darauf auf, euch oder andere nicht strafrechtlich zu belasten.

Je mehr Briefe Burkhard Jung erhält, desto deutlicher wird unsere Botschaft. Zusammen können wir ein starkes Zeichen setzen und für unsere Rechte eintreten. Jede Stimme zählt und euer Beitrag kann einen Unterschied machen.

Lasst uns zeigen, dass wir nicht naiv sind. Dass wir, in unserer tiefsten Überzeugung, wissen, dass der Polizeieinsatz falsch und überzogen war. Dass wir fest entschlossen sind, für unsere Rechte zu kämpfen. Und dass wir bereit sind, unsere Stimmen zu erheben, um gehört zu werden.

Schreibt uns gerne, wenn ihr einen Brief abgeschickt habt auf Social-Media oder E-Mail () oder setzt uns in CC bei E-Mails. 

Adressen:

Wenn ihr bereits einen Brief habt, schickt diesen auch gerne an den Polizeipräsidenten, an den sächsischen Innenminister oder die Beschwerdestelle der Polizei. Hier findet ihr die entsprechenden Adressen.

Oberbürgermeister Burkhard Jung

Oberbürgermeister
z.Hd. Burkhard Jung
Neues Rathaus
Martin-Luther-Ring 4 - 6
04109 Leipzig

E-Mail:
Telefon: 0341 123-0
Fax: 0341 123-2005

Innenminister Armin Schuster

Sächsischer Staatsminister des Innern
z. Hd. Armin Schuster
Sächsisches Staatsministerium des Innern
01095 Dresden

E-Mail:
Telefon: 0351 564-30444
Fax: 0351 564-30409

Polizeipräsident René Demmler

Polizeipräsident 
z. Hd. René Demmler
Die Polizeidirektion Leipzig
PF 10 06 61
04006 Leipzig

E-Mail:
Telefon: 0341 966-0
Fax: 0341 966-42286

Beschwerdestelle der Polizei Sachsen:

Sächsische Staatskanzlei
Vertrauens- und Beschwerdestelle für die Polizei
Archivstraße 1
01097 Dresden

E-Mail:
Telefon: 0351 564-12266
Fax: 0351 564-12269

Sächsische Datenschutz- und Transparenzbeauftragte
(z.B. wegen beschlagnahmten Handys)

Sächsische Datenschutz- und Transparenzbeauftragte
Postfach 11 01 32
01330 Dresden

E-Mail:
Telefon: 0351 85471-101
Fax: 0351 85471-109
Online: https://www.datenschutz.sachsen.de/beschwerde-einreichen.html

Erklärung: (Vorerst) nie wieder Montag!

Hier findet ihr unsere Erklärung, warum wir vorerst montags keine Versammlungen mehr für den Gegenprotest anzeigen werden.

Erklärung: Nie wieder Montag!

Von uns wird es montags (vorerst) keine angezeigten Gegenkundgebungen mehr geben. Wir möchten gerne erklären, warum:

Der „Wutwinter“ ist lange vorbei und die Rechten sind montags wieder deutlich weniger geworden, aktuell laufen noch ca. 50 bis 100 Personen jede Woche durch die Innenstadt und um den Ring. Der anhaltende, lautstarke antifaschistische Protest dagegen ist wichtig, bindet aber auch viele Kapazitäten. Zusätzlich vermittelt er den rechten Überresten auf der Straße den Eindruck, wichtiger zu sein als sie sind. Wir möchten ihnen keinerlei Anreiz geben, montags weiter auf die Straße zu gehen.

Immer wieder gibt es mutigen Gegenprotest in Form spontaner Sitzversammlungen, die in letzter Zeit aber oft zu klein ausfallen, ganz einfach weil die Polizei die Proteste seit Monaten mit hoher Gewalt und unglaublich vielen Maßnahmen überzieht. Das individuelle Repressionsrisiko ist so hoch, dass dem keine Person auf Dauer standhalten kann. Wir haben kein Interesse daran, den sächsischen Behörden einen Ort für ihre Datensammelwut und Einschüchterungsversuche zu bieten.

Dass montags nicht mehr so viele Rechte durch die Stadt ziehen wie zu anderen Zeiten, heißt nicht, dass jetzt alles gut wäre – ganz im Gegenteil. Die menschenfeindlichen Ideologien, die dort sichtbar werden, sind so gefährlich wie eh und je und wir können das Erstarken rechter Akteur:innen und Strukturen an anderen Stellen beobachten. Es gibt massiven Bedarf für antifaschistische Interventionen, zum Beispiel bei der wieder aufgeflammten Hetze gegen Geflüchtete von AfD, Freien Sachsen & Co., begleitet durch den Rechtsruck in der deutschen und europäischen Asylpolitik. Auf diese anderen Bereiche wollen wir uns nun fokussieren. Nichtsdestotrotz behalten wir das montägliche Geschehen im Auge und werden selbstverständlich bei größeren Aufmärschen Initiative ergreifen.

Wir verstehen und teilen, dass es Antifaschist:innen per se widerstrebt, auch nur vereinzelte Rechte unbehelligt durch die Stadt laufen zu lassen. Wir bitten jedoch insbesondere die jungen Antifaschist:innen, die sich im Laufe des letzten Jahres stark für den Gegenprotest engagiert haben, zuallererst auf ihre Sicherheit zu achten – vor den Rechten und vor der Polizei – und deshalb in der kommenden Zeit zu bedenken, wie sich die Lage ohne angezeigte Kundgebungen, potenziell weniger Presse usw. verändert.

Erfahrungsbericht vom Kessel und der GeSa am 03.06. – “Als ich anfing zu weinen, durfte ich mich wieder anziehen”

“Vorab möchte ich gerne anmerken,
ich auch über Übergriffigkeit und Belästigung schreiben werde. Deshalb an der Stelle eine Triggerwarnung!

Ich bin weiblich gelesen, 16 Jahre alt und wurde am Samstag, wie 1.000 andere Menschen auch, von der Polizei ohne einen ersichtlichen Grund eingekesselt. Gegen kurz nach 18 Uhr eskalierte die zuvor vollkommen friedliche Versammlung auf dem Alexis-Schuhmann-Platz, etwa eine Stunde nachdem der Demonstrationszug untersagt wurde. Die Polizeibeamt*innen trieben in dieser hektischen Situation hunderte Demonstrant*innen und Passant*innen auf dem Heinrich Schütz-Platz zusammen. Dabei traf mich eine Faust von eine*m der Polizist*innen knapp unter meinem Schlüsselbein.

Schließlich waren wir auf so engem Raum eingekesselt, sodass ich Berührungen in keinster Weise aus dem Weg gehen konnte, was mich aufgrund traumatischer Erfahrungen in eine extreme Stresssituation versetzte. Die Polizist*innen schubsten wiederholt immer wieder die Menschen am Rand, weshalb ich mit meinen Genoss*innen immer wieder in die Mitte des Kessels ausweichen musste. Durch die beklemmende Enge bekam ich eine Panikattacke, woraufhin zwei Sanitäter*innen hinzukamen, um mir zu helfen. Um mich herum wurde ein Kreis gebildet, damit ich die Chance bekam mich zu beruhigen. Für dieses solidarische Handeln bin ich allen unfassbar dankbar! Nachdem ich mich nach einiger Zeit beruhigen konnte und sich die Situation entspannte, bestand der Kessel bereits 4 Stunden.

Versorgung gab es währenddessen nicht wirklich. Manchmal bekamen wir von den Sanitäter*innen Wasser, mehr aber nicht. Ich begann mit einer Genossin damit, uns bekannte Menschen zu suchen. Als sie jemanden entdeckte und die Person umarmte, wurde sie von hinten von Beamt*innen aus dem Kessel gezogen. Ich war absolut perplex. Kurz darauf wurde ich ebenfalls von zwei Polizist*innen gepackt und extrem unsanft in eine Seitenstraße geführt, in der sich auch andere Menschen in ID-Maßnahmen befanden. Dort begann dann die Überprüfung der Personalien. Nachdem ich zum vierten Mal fragte, wurde mir dann endlich gestattet auf die Toilette zu gehen. Als es zur Durchsuchung bzw. zum Abtasten kam, fühlte ich mich extrem unwohl und artikulierte dies auch.

Dort wurde mir dann auch mein Handy abgenommen. Glücklicherweise hatte ich schon zuvor meinen Eltern Bescheid gesagt, welche in der Zwischenzeit zum Kessel gekommen waren, um mich abzuholen. Ein Polizist aus NRW führte meinen Vater zu mir und versicherte glaubhaft, ich würde gleich entlassen werden. Doch mein Vater wurde wieder weggeschickt. Als ich nach 2 Stunden in der ID-Überprüfung wissen wollte, wann ich endlich gehen könne, hieß es jedoch auf einmal, ich würde in die Gefangenensammelstellegefahren werden. Ich hatte keine Chance, meinen Eltern Bescheid zu geben und war total verunsichert. Daraufhin wurde ich in einem Transportwagen zur Dimitroffwache gefahren, in dem sich auch andere, ebenfalls minderjährige, Personen befanden.

In der GeSa wurde ich zwei Polizistinnen übergeben, welche mich in eine Kabine führten. Ich musste mich dort bis auf die Unterhose komplett ausziehen, mich mehrmals um mich selbst drehen und noch einmal abtasten lassen. Die Polizistinnen schauten und fassten mir dabei in die Unterhose und zwischen die Beine. Als ich anfing zu weinen, durfte ich mich wieder anziehen und wurde in einen Raum geführt, in dem ich noch einmal meine Personalien angeben musste.

Letztendlich wurde ich vor eine Zelle gesetzt. Auf wiederholtes Nachfragen wurde mir dann auch erstmals der Vorwurf gegen mich erklärt, dass ich wegen schweren Landfriedensbruch und schwerer Körperverletzung angeklagt sei.

Nach einer Stunde kam ein Polizist auf mich zu und sagte mir, ich würde gleich entlassen werden. Er durchsuchte erneut meine Sachen und beschlagnahmte meine Jacke, mein Basecap und eine Maske. Erst danach durfte ich endlich raus zu meinen Eltern und wurde um ca. 02:30 Uhr aus der GeSa entlassen.

Seit dieser Nacht schlafe ich nicht gut, träume von den Durchsuchungen und bin extrem empfindlich. Diese Nacht ist für mich in einem Albtraum geendet, nur weil ich friedlich an einer Demonstration teilgenommen habe. Jedoch hat es einige Genoss*innen noch härter erwischt und ich möchte allen von Repressionen, Gewalt und Übergriffen Betroffenen meine volle Solidarität aussprechen!

Beitrag der Demosanitäter*innen zu Samstag

Pressemitteilung der beteiligten Demosanitäter*innen vom 3.6.23

LEIPZIG Die Demosanitäter*innen der Demonstration für das Grundrecht
auf Versammlungsfreiheit am Samstag, den 3.6.2023, kritisieren das
Vorgehen der Polizei scharf. In der Karl-Liebknecht-Straße wurden ab
18:30 Uhr ca. 1000 Personen der Demonstration für bis zu elf Stunden
gekesselt. Die Polizei ist rechtlich dazu verpflichtet, festgesetzten
Personen – darunter auch viele Minderjährige – eine adäquate
Versorgung zu ermöglichen; also Zugang zu Wasser, Nahrung sowie
sanitärer und medizinischer Versorgung. Dies war in der Nacht vom 3.6.
nicht gegeben.

Die Wasserversorgung der festgesetzten Menschen wurde über einige
Stunden gestört und wurde anschließend durch Demosanitäter*innen
organisiert. Die Versorgung mit Nahrung war über den gesamten Zeitraum
unzureichend und wurde nur dank Spenden von Bürger*innen überhaupt
ermöglicht. Sanitäre Anlagen wurden gar nicht zur Verfügung gestellt,
die Enge innerhalb des Kessels machte es außerdem für die Personen
unmöglich, ihre Notdurft mit ausreichend Abstand zueinander zu
verrichten. In der Nacht gab es zudem starke Probleme mit dem
Wärmeerhalt der Personen. Rettungssanitäterin Iza Hofmann sagt hierzu:
„Die gesamte Situation war prekär. Dieser Einsatz war nicht mit der
Menschenwürde vereinbar. Die UN-Menschenrechtskonvention gilt für
alle.“

Einige der Logistikaufgaben – nämlich Essen, Trinken und
Wärmemöglichkeiten zu beschaffen-, die eigentlich im Aufgabengebiet
der Polizei liegen, wurden in dieser Nacht von Demosanitäter*innen
übernommen. Für diese war dies eine enorme zusätzliche Belastung,
welche zu einer starken Schwächung der medizinischen Kapazitäten
geführt hat.

Die Polizei hatte außerdem nicht nur ihre logistische Arbeit an
ehrenamtliche Helfer*innen ausgelagert, sondern diese auch teilweise
blockiert. So wurden im Vorfeld sowie bei der Abreise einige Saniteams
kontrolliert, durchsucht oder gar mit Platzverweisen belegt, sodass eine
Anreise unmöglich wurde, auch eine Strafanzeige wurde aufgrund
medizinischer Ausrüstung gestellt. Zudem kam es während des Einsatzes
zu weiteren Androhungen von Strafverfolgung.

Symbolbild: Paul P.

Grundrechte in Leipzig außer Kraft – Gewaltenteilung ade.

Pressemitteilung des Say it loud e. V. zum Geschehen des 3. Juli 2023 in Leipzig

Am gestrigen Tag haben wir versucht, eine Versammlung unter dem Motto
“Die Versammlungsfreiheit gilt auch in Leipzig” durchzuführen. Wir haben
diese Versammlung als Reaktion auf die Allgemeinverfügung der Stadt
Leipzig vom 30.05.2023 am Mittwoch, den 31.05.2023 angemeldet, um gegen die aus unserer Sicht massive Grundrechtseinschränkung zu protestieren.
Das Verbot der sogenannten Tag-X-Demonstration folgte am Donnerstag, die endgültige Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zu diesem Umstand erfolgte wenige Minuten vor Beginn unserer Demo.
Im Kooperationsgespräch am Freitag haben wir auch darüber gesprochen,
dass gegebenenfalls mit mehr Teilnehmer*innen zu rechnen ist und daher
eine zweite Route, die einer größeren Demonstration Rechnung trägt,
abgesprochen.  Für den Einsatz hatten wir 30 Ordner*innen ausgewählt,
die aktiv waren.  Wir haben sie mit Funkgeräten verbunden. Unsere
Versammlung hatte am Beginn regen Zulauf. Bereits frühzeitig ist uns
kommuniziert worden, dass man uns nur noch eine stationäre Kundgebung
gewähren wolle, parallel dazu wurde die zu diesem Zeitpunkt bunte und
vollständig friedliche Versammlung umschlossen und der Kessel enger
gezogen. An alles im Kooperationsgespräch Verabredete wollten sich die
Versammlungsbehörde der Stadt Leipzig und die Polizeiführung vor Ort
nicht mehr halten. Die Kräfte aus den 12 verschiedenen Landespolizeien
wurden, so ergaben das zahlreiche Gespräche, lückenhaft bis gezielt
falsch zur Lage informiert. Auch die jeweiligen Direktiven unterschieden
sich erheblich, was feindselige Affekte schüren und eine erhellende
Gesamtschau der Polizist*innen verhindern sollte.

In mehreren Verhandlungen haben wir versucht, die Demonstration
durchzusetzen, um die Situation zu entzerren und auch um unsere
Ordner*innen effektiver einsetzen zu können. Wir stellen fest, dass
entgegen den getroffenen Zusagen von Versammlungsbehörde und Polizei aus dem Kooperationsgespräch und des Auflagenbescheids zu keinem Zeitpunkt geplant war, tatsächlich eine Demonstration laufen zu lassen. Der
wissentlich und willentlich aufgebaute Druck in diesem von der
martialisch auftretenden Polizei erst geschaffenen Kessel kann nur als
perfide Absicht angesehen werden.
Es erfolgten so dann die provozierten Ausbruchsversuche aus der zu
diesem Zeitpunkt bereits umschlossenen Demonstration. Dabei entwickelte
sich in der Folge kurzzeitig eine dynamische Situation, bei der auch
Flaschen und Steinen geworfen wurden.

In der Folge davon wurden mehr als 1000 Personen in mehrere Maßnahmen
gezwungen und bis zu 11 Stunden festgehalten, lange Zeit ohne Zugang zu
Trinkwasser und Essen. Versuche, Essen und Trinken an die Umschlossenen
weiterzugeben, wurden teilweise unterbunden und konnten nur durch
Sanitäter*innen erreicht werden.

Es wurde ein Hamburger Kessel aufgebaut und selbst Minderjährige bis
nachts 03.00 Uhr bei Außentemperaturen um die 10 °C ohne Decken und
adäquate Kleidung festgehalten, ohne die anwesenden Eltern zu
informieren oder diese zu ihren Kindern zu lassen.

Versuche, Solidaritätsdemonstrationen anzumelden, wurden untersagt und
mehrfach wurden beim Zurückdrängen Versammlungsteilnehmer*innen gezielt durch Polizeibeamt*innen in Kopfhöhe geschlagen. Mindestens zwei Personen wurden aufgrund der Behandlung durch die Polizei ohnmächtig, ohne dass die Polizei adäquat reagierte.

Wir stellen fest, dass es offenbar von Anfang an darauf ausgelegt war,
dass der Staat seine Macht zeigt und jegliches Aufbegehren und die
Inanspruchnahme von Grundrechten unterbindet. Wir stellen fest, dass wir
gezielt von Stadt Leipzig und Polizei belogen wurden, um die
Rechtfertigung für den seit der Wende größten Polizeieinsatz (insgesamt
12000 Beamt*innen über die Tage) in der Stadt zu präsentieren. Dieses
amtliche Schmierentheater ist strategisch darauf ausgerichtet, die Zahl
vermeintlich linker Straftaten (dazu zählt im Zweifel auch Vermummung
mit einer FFP2-Maske) in die Höhe zu treiben und das gesellschaftliche
Zerrbild der Gefahr von links zu verschärfen.

Viele Eltern und Unbeteiligte haben gestern erlebt, was es heißt, wenn
man in Sachsen seine Grundrechte mit einer progressiven und
verfassungskonformen Attitüde in Anspruch nehmen will.
Wir können uns auf diesen Staat nicht verlassen!

Quelle: https://sayitloud.de/2023/06/04/pressemitteilung-des-say-it-loud-e-v-zum-geschehen-des-3-juli-2023-in-leipzig/

Beschränkungsbescheid_SayitLoud_03.06.2023