Vor einem Jahr kamen 1.384 von ihnen nach Leipzig, um für ihr „Recht auf Zukunft“ zu demonstrieren. Damals blockierte ein breites zivilgesellschaftliches Bündnis den geplanten Aufmarsch der Neonazis im Leipziger Nordosten. Nun wollen sie erneut versuchen, durch die Messestadt zu laufen – mit zwei Demonstrationen: eine „Gegen Polizeiwillkür und staatliche Gewalt“ ab Plagwitz – Engertstrasse/ Karl-Heine-Straße über Käthe-Kollwitz-Straße, Friedrich-Ebert-Straße, Jahnallee, Ranstädter Steinweg und Tröndlinring bis zum Hauptbahnhof) und eine zweite „Kapitalismus abschalten – Zinsherrschaft brechen“ ab Hauptbahnhof über Tröndlinring, Goerdelerring, Dittrichring, Martin-Luther-Ring, Roßplatz, Augustusplatz und Georgiring zum Hauptbahnhof.
Quelle: Artikel aus der Leipziger Internetzeitung vom 5.9. und 7.9.2010
Nachdem sich 2009 die damaligen Demonstrationsteilnehmer in der Eisenbahnstraße stundenlang die Beine in den Bauch gestanden hatten, platze einigen von ihnen der Kragen: Sie zettelten eine kurze Straßenschlacht mit der Polizei an. Die Beamten kesselten daraufhin alle Versammlungsteilnehmer ein, um sie zu durchsuchen und erkennungsdienstlich zu behandeln.
Vermutlich um die Chancen auf die erfolgreiche Durchführung eines Aufmarsches in diesem Jahr zu erhöhen, kündigen Leipziger Neonazis im Internet seit heute an, am 16. Oktober gleich zwei Demonstrationen durchführen zu wollen. Beide Aufzüge sollen wieder unter dem Label „Recht auf Zukunft“ stattfinden. Eine Demo soll unter dem Motto „Gegen Polizeiwillkür und staatliche Gewalt“, die andere unter dem Motto „Kapitalismus abschalten“ stehen.
Für beide Aufmärsche erwarten die privaten Anmelder, zu denen bisher lediglich bekannt ist, dass sie dem Umfeld des Neonazi-Aktionsnetzwerks „Freies Netz“ entstammen, jeweils 300 Teilnehmer. Szenekenner rechnen jedoch mit weit höheren Teilnehmerzahlen. Nach Auflösung der Demonstration am 17. Oktober 2009 stellte die Polizei in der Eisenbahnstraße bei Durchführung erkennungsdienstlicher Maßnahmen 1.384 mutmaßliche Teilnehmer fest.
Die Anmelder kündigen ein martialisches Auftreten an: Geht es nach ihnen, so wird jeder vierte angemeldete Teilnehmer eine schwarze Fahne tragen. Angemeldet haben sie außerdem die Benutzung von Fackeln, Trommeln, Transparenten und Trageschildern sowie Straßentheatereinlagen, wie der Amtsleiter Lordis heute bestätigte. Welches Stück sie zur Aufführung bringen möchten, ist bisher unklar.
Vielleicht sollen diesmal aber auch nur die Kameraden bei Laune gehalten werden, während sie sich aufgrund erfolgreicher Blockaden die Beine in den Bauch stehen, damit die Situation nicht wie im Vorjahr eskaliert. Stadträtin Juliane Nagel (Die Linke), aktiv im Aktionsnetzwerk Leipzig, dass die Blockaden am 17. Oktober 2009 organisiert hatte, kündigte bereits erneute Proteste an: „Es gilt, den Nazis am 16. Oktober wiederum eine Niederlage zu bereiten. Darum sind alle aufgerufen, an diesem Tag auf die Straße zu gehen und sich den Demonstrationen menschenverachtender Ideologie entgegenzustellen. Zahlreiche neonazistisch motivierte Brandanschläge in Sachsen und die permanente Präsenz von NPD-Abgeordneten in Kommunalparlamenten, auch in Leipzig, machen Protest nötiger denn je. Die erfolgreichen Blockaden in Dresden und Jena sollten auch in Leipzig Inspiration für einen friedlichen, aber entschlossenen Protest sein.“