Wer nicht feiert, hat verloren!

Vor 78 Jahren kapitulierte das nationalsozialistische Deutschland und die Völker Europas konnten nach Jahren von Krieg, Vernichtung und Unmenschlichkeit aufatmen. Sie wurden von den Alliierten befreit. Und diese Befreiung wollen wir feiern und an die Opfer erinnern.

Erst nach der Befreiung wurde das gesamte Ausmaß der nationalsozialistischen Grausamkeit sichtbar. Wer es wollte, sah, dass viele Deutsche aktiv mitgemacht oder den Wahnsinn geduldet hatten. Ohne die vielen Mitläufer:innen hätte das System Hitler nicht funktionieren können. Die Neigung allzu Vieler sich wegzuducken, Gefährdungen der Demokratie schönzureden oder ihrem Lauf zu überlassen ist auch heute fest im Kalkül jener, die eine Diktatur wollen. Es braucht eine wache und laute Zivilgesellschaft und eine politische Kultur, die Angriffen auf die demokratische, antifaschistische Verfasstheit trotzt. Ganz im Sinne des Schwurs von Buchenwald: „Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel!“

Die faschistische Ideologie ist auch heute nicht gebannt, auch nicht in Deutschland. Gerade das Land, von dem ein schrecklicher Vernichtungskrieg ausging, hat eine besondere Verantwortung im Kampf gegen jeden rechten Keim. Dem wird der Staat leider nicht gerecht – vor allem nicht in Sachsen, wo sich rechte Strukturen wohlfühlen: so wohl, dass es Zuzüge Rechter aus anderen Teilen der Republik gibt; so wohl, dass es seit Jahren zu wechselnden Themen rechte Aufmärsche gibt; so wohl, dass es für Menschen mit Migrationsgeschichte, queere und linke Menschen an vielen Orten in Sachsen keine Sicherheit gibt. 

Auch in Leipzig haben wir jeden Montag die Ewiggestrigen auf der Straße, es gibt Angriffe auf Antifaschist:innen, gegen Geflüchtete wird Hass geschürt und die Hetze blüht wie lange nicht. Wir sehen uns in der historischen Verpflichtung, dem immer wieder aktiv zu widersprechen, egal wann und wo Rechte ihre Ideologie der Menschenfeindlichkeit verbreiten wollen.

Der 8. Mai ist heute aktueller denn je. Es herrscht wieder Krieg mitten in Europa – ein Angriffskrieg tobt in der Ukraine. Die lange Zeit des Friedens in Europa ist seit dem 24. Februar 2022 vorbei. Es ist vollkommen verständlich, dass Menschen, auch hier, Ängste vor einer weiteren Eskalation haben und sich Frieden wünschen. Wichtig ist nur, nicht zu vergessen, dass auch die Befreiung am 8. Mai mit Waffengewalt geschah und dass die Ukrainer:innen jedes Recht haben, sich zu verteidigen. Das haben sie auch getan, als sie von Hitlerdeutschland überfallen wurden.  Sie trugen dann dazu bei, dass der Spuk Nationalsozialismus am 8. Mai 1945 mit der Kapitulation sein vorläufiges Ende fand.  Diesen Tag können wir gemeinsam mit ihnen feiern und gleichzeitig unsere Solidarität mit den Menschen zeigen, die jetzt in diesem Moment unter den ständigen Luftangriffen leiden, geliebte Menschen oder ihr zu Hause verloren haben. 

Wir wollen den 8. Mai als historischen Tag der Befreiung von Diktatur, Krieg, Vernichtung, Tyrannei und Unmenschlichkeit feiern. Dieser Tag ist zugleich ewige Mahnung und Verpflichtung Ihr gerecht zu werden, ist ein immerwährender Kampf. Der Spuk kann leider immer wieder aufleben, wie die agitatorischen Absurditäten rechter Querköpfe allerorten zeigen. Umso wichtiger ist, dass das Symbol des 8. Mai nicht korrumpiert wird.

Bleiben wir in unserem Engagement klar und fest! Daher sagen wir aus voller Überzeugung: Wer nicht feiert, hat verloren!

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