Sehr geehrter Herr Zille,
in den vergangenen Jahren gab es zahlreiche Kontroversen rund um die Teilnahme rechter Verlage auf der Leipziger Buchmesse. Sie, als Vertreter der Messe, argumentierten mit der Meinungsfreiheit für die Teilnahme solcher Verlage, betonten aber auch immer, dass die Messe Leipzig sich einem demokratischen Miteinander in Vielfalt verpflichtet sieht.
Diesen Gedanken aufgreifend, haben sich Menschen aus verschiedenen zivilgesellschaftlichen Zusammenhängen unserer Stadt zusammengeschlossen und sich Gedanken gemacht, wie man unser aller Ansinnen im positiven Sinne für unserer Stadt verwirklichen könnte. Das neue Bündnis unter dem Dach von „Leipzig nimmt Platz“ entwickelte die Idee einer Leseinsel mit Stand und fand auch einen Partnerverlag, um dies in Ihrem Sinne verwirklichen zu können.
Ein Vertreter des Bündnisses stand dazu mit Ihnen einige Monate in Kontakt und wir alle waren auf Grund ihrer anfänglich positiv verstandener Aussagen zu einem ständigen Lesestandes auf der Leipziger Buchmesse unter dem Titel „Zivilcourage für gelebte Vielfalt“ sehr zuversichtlich. Auch die Anforderungen, wie zum Beispiel die Suche nach einem publizierenden gemeinnützigen Verein, erfüllten wir, um das Projekt nicht zu gefährden. Letztlich half dies aber alles nicht. Durch Bedingung, dass auch ein publizierender gemeinnütziger Verein wie der Erich-Zeigner-Haus e.V. eine normale Standgebühr zu entrichten hat, verunmöglichen Sie die Teilnahme der engagierten Leipziger Bürger*innen mit eigenem Beitrag auf der Leipziger Buchmesse.
Die Leipziger Messe ist nicht irgendein Unternehmen, sie gehört mit dem Gesellschafter Stadt Leipzig zu einem großen Teil den Bürger*innen dieser Stadt und ist somit ihnen ebenso verpflichtet. Dieser Aspekt wird aus unserer Sicht bereits jahrelang ungenügend berücksichtigt. In einer Zeit, in der die Leipziger Zivilgesellschaft sich erfolgreich gegen rechte Vereinnahmung immer wieder wehrt, rollt die Leipziger Messe dem publizierenden Teil des neu-rechten Spektrums den roten Teppich aus und scheut jeden damit verbundenen Konflikt.
Wir fordern die Leipziger Messe daher auf, Raum für den durch die Zivilgesellschaft der Stadt gestalteten Diskurs zu eröffnen.
Irena Rudolph-Kokot, Aktionsnetzwerk „Leipzig nimmt Platz“
Henry Lewkowitz, Leipzig. Courage zeigen e.V.
Leipzig, 14.12.2018