Das Aktionsnetzwerk „Leipzig nimmt Platz“ hat sich am 8. Mai offiziell der Stellungnahme der Preisträger/-innen von „Leipzig. Courage Zeigen“ angeschlossen. Wir veröffentlichen hier den vollständigen Text der Erklärung. Zudem möchten wir auf die eindrucksvolle Rede von Ex-Pfarrer Christian Wolff hinweisen, die auf dem Nikolaikirchhof gehalten wurde: Schuld und Befreiung – Ansprache zum 8. Mai 2015
Stellungnahme der Courage-Preisträger/innen
Wir Preisträger/innen des Courage-Preises beobachten mit großer Besorgnis, dass seit über einem Jahr neurechte Ideolog/innen, Querfrontler/innen und politische Esoteriker/innen verschiedener Art mit Akteur/innen der etablierten Leipziger Friedensbewegung gemeinsame Aktionen durchführen. Mit dem Kalkül, mehr Menschen mit ihren “friedensbewegten” Inhalten zu erreichen, nahmen diese Friedensaktivist/innen es in Kauf, sich Montag für Montag im Rahmen der sogenannten Mahnwachenbewegung mit Antisemit/innen und Rechtsradikalen das Mikrofon zu teilen, noch dazu ohne den Menschenfeinden zu widersprechen!
Aus unserer Sicht war die Teilnahme klassischer Friedensbewegter an den Montagsmahnwachen und dem anschließenden “Friedenswinter” ein großer Fehler. Durch ihre Mitgestaltung und Mitorganisation gaben und geben sie der aus Berlin initiierten Bewegung um Lars Mährholz und Ken Jebsen ein Feigenblatt, der fatale Eindruck entsteht: “Die Friedensaktivist/innen sind doch mit dabei und alle kennen sie, so schlimm kann das alles ja gar nicht sein!”
Sie arbeiten zusammen mit einer Bewegung, die angeblich weder rechts noch links sein will aber dabei Ideologien der Ungleichwertigkeit immer wieder Raum lässt; deren Mitglieder sich als “erwacht” bezeichnen und die Presselandschaft pauschal als “Systemmedien” diffamieren, Politiker des “Volksverrats” bezichtigen und Kritiker/innen als “Feinde in diesem Land” bezeichnen.
Das Kalkül der alten Friedensbewegung, neue Mitglieder zu werben und mehr Menschen für dringend notwendige Friedensarbeit zu begeistern ist nicht aufgegangen. Objektive Zahlen sprechen eine andere Sprache: Die Teilnehmer/innenzahlen auf dem diesjährigen Ostermarsch haben sich auch in Leipzig nicht erhöht. Im Gegenteil schreckt der Streit um die Beteiligung Neurechter und Querfrontler/innen leider viele Menschen von der Friedensarbeit ab.
Genützt haben die letztjährigen “Montagsmahnwachen” unter dem Motto “Friedliche Revolution” dagegen ausschließlich völkischen Erweckungsbewegungen. Es ist kein Zufall, dass mehrere zentrale Personen der Leipziger Mahnwachen später als Redner und Funktionäre bei Pegida in Dresden und Legida in Leipzig auftraten.
Der “Friedenswinter” läuft noch bis zum 10. Mai diesen Jahres und wird trotz mehrfach, auch öffentlich, geäußerter Kritik weiterhin vorbehaltlos von Leipziger Gruppen und Aktivist/innen unterstützt. Kritiker/innen werden als uninformiert abqualifiziert, sachliche Kritik wird als böswillig diffamierend bezeichnet. Eine Friedensbewegung, die es nicht schafft, sich von Verschwörungsideologien, Antisemitismus und völkischer Rhetorik abzugrenzen, hat ihre Legitimationsgrundlage verloren.
Wir als Courage-Preis-Träger/innen stellen fest: Mit Neurechten und Antisemit/innen geht eine ernstzunehmende Friedensbewegung nicht gemeinsam auf die Straße. Sie grenzt sich von allem völkischen Gedankengut und Ideologien der Ungleichwertigkeit entschieden ab und zeigt in diesen Fragen klare Kante!
Marco Helbig
Richard Gauch
Frank Kimmerle
Roman Schulz
Florian Illerhaus
Sonja Brogiato
Marcel Nowicki
Martin Neuhof
Mit Unterstützung der Ehrenvorsitzenden des Courage e.V. Edda Möller
und Sebastian Krumbiegel
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